Trocknet der Neusiedler See aus? Nachschlagewerk in Zeiten der Klimakrise
Von Katharina Salzer
Es ist zu wenig Wasser im Neusiedler See. Was schon mit freiem Auge erkennbar ist, wird auf dem Wasserportal Burgenland anhand von Kurven offensichtlich: Tiefststand – seit Beginn der Aufzeichnung. Und es gibt eine unsichtbare Trockenheit: Der Grundwasserspiegel ist extrem niedrig.
An diesem See, dem einzigen Steppensee Mitteleuropas, lassen sich die Folgen der Klimakrise festmachen: Er ist Patient null in Österreich. Wissenschafter, Landwirte, Winzer, Touristiker stehen vor einer völlig neuen Situation. Ja, der See war schon ausgetrocknet und kam wieder. Aber die Bedingungen sind jetzt andere. Denn keines der bewährten Modelle ist anwendbar. In dem Nachschlagewerk „Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise“ versuchen Experten, die komplexen Zusammenhänge darzustellen. Entstanden ist ein Gesamtbild: von der Meteorologie über die Wasserwirtschaft, von der Biodiversität bis zur Landwirtschaft.
Geliebter See
Wie im Vorwort festgehalten, ist es kein Wohlfühlbuch. Wer liest, dass Fischbestände gefährdet sind, dass eine Anpassung der Landwirtschaft alternativlos ist, der sieht, wie schwierig die Lage bereits ist. Das ist frustrierend, rüttelt aber auf. Es ist besser, sich die Lektüre aufzuteilen oder nach Interessensgebieten zu ordnen.
Es finden sich nicht nur wissenschaftliche Texte in dem Band. Zu den Themen kommen Menschen zu Wort, die am und vom See leben. Sie beschreiben, wie sie die Zukunft sehen, was sie umsetzen, um ihn zu erhalten. Und sie geben ihren Hoffnungen Raum, wie Weinbauer und Segler Peter Schandl: „Ich hoffe, dass die Natur mir meinen geliebten See so zurückgibt, wie ich ihn seit 80 Jahren kenne.“Katharina Salzer