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Müll im Meer: Sogar Halloween-Spielzeug landet im Magen von Schildkröten

Bis zu 12 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer. Das entspricht einer Lastwagenladung pro Minute, heißt es auf der Homepage der Umweltschutzorganisation WWF. Berechnungen, die Seen, Flüsse und Meere umfassen, gehen von 19 bis 23 Millionen Tonnen Müll aus, die jährlich in diesen Ökosystemen laden.

Wie stark diese Entwicklung das maritime Ökosystem belastet, zeigt nun erneut eine Studie auf: Forschende der britischen University of Exeter haben in Zusammenarbeit mit einer zypriotischen Tierschutzorganisation die Kadaver von 135 Unechten Karettschildkröten untersucht, die entweder angeschwemmt oder als Beifang in Fischernetzen vor der Küste Nordzyperns getötet wurden.

Fast die Hälfte der Schildkröten hatte große Plastikteile im Magen

Über 40 Prozent der Schildkröten hatten Makroplastik, also Kunststoffteile, die größer als 5 Millimeter sind, in ihren Mägen. Darunter Flaschenverschlüsse und sogar Halloween-Spielzeug: ein Hexenfinger aus Gummi.

Laut dem Forschungsteam könnte die Unechte Karettschildkröte ein potenzieller "Bioindikator" sein – sprich, eine Spezies, die dabei hilft, das Ausmaß und die Auswirkungen der Plastikverschmutzung in den Meeren zu verstehen. "Die Reise dieses Halloween-Spielzeugs – von einem Kinderkostüm bis ins Innere einer Meeresschildkröte – ist ein faszinierender Einblick in den Lebenszyklus von Plastik", wird Biologin Emily Duncan von der Uni Exeter in einer Aussendung zitiert. 

Die Schildkröten ernähren sich von gallertartiger Beute wie Quallen und Meeresfrüchten wie Krebstieren. Es sei leicht vorstellbar, dass das Spielzeugteil für die Schildkröten "wie eine Krabbenklaue ausgesehen hat".

In der Studie wurden insgesamt 492 Makroplastikteile gefunden, davon 67 in Schildkröten. Unklar ist, warum Schildkröten, die in derselben Region leben, derart unterschiedliche Mengen an Plastik in ihren Körpern haben.

Schildkröten "präferieren" blattförmige, transparente oder weiße Kunststoffteile

Die Schildkröten zeigten jedenfalls eine "starke Selektivität" gegenüber bestimmten Arten, Farben und Formen von Plastik. Sie präferieren – so paradox das klingt – demnach blattförmige, transparente oder weiße Kunststoffteile. "Es ist wahrscheinlich, dass die Schildkröten die Kunststoffe aufnehmen, die ihrer Nahrung am ähnlichsten sind", mutmaßt Duncan. "Wir kennen noch nicht alle Auswirkungen von Makroplastik auf die Gesundheit der Schildkröten, aber zu den negativen Auswirkungen könnten Verstopfungen und Nährstoffmangel gehören."

Die in der Studie untersuchten Schildkröten wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren (2012 bis 2022) gefunden. In diesem Zeitraum nahm der Anteil von Plastik in den Tieren nicht zu, sondern blieb stabil. Es wurde kein Unterschied bezüglich Plastik zwischen gestrandeten und in Netzen gefangenen Schildkröten festgestellt.

Die Studie liefert zwar wichtige Informationen über die Plastikverschmutzung im östlichen Mittelmeer, weitere Forschungsarbeiten sind laut den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern dennoch erforderlich. So sollten etwa auch andere Schildkrötenarten einbezogen werden, um ein ganzheitlicheres Bild zu erhalten.

Die Studie wurde im Fachblatt Marine Pollution Bulletin veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.