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Wie geschmiert: Neue Ideen für die Zukunft des Sonnenschutzes

Der Sonnenbrand, erhoben zur Kunstform – dieser fragwürdige Trend der vergangenen Jahre lässt bei Hautärzten die Grausbirnen aufsteigen. Unter dem Hashtag #Sunburnart (Sonnenbrandkunst) häufen sich im Sommer in den sozialen Medien Bilder von knallrot verbrannter Haut – nur von einem blass-weißen Motiv unterbrochen. Geht die Rötung in Bräune über, wird aus der mit Schablonen abgedeckten Stelle ein ungewöhnlicher Eyecatcher.

Die meisten Sonnenanbeter sind allerdings vernünftiger. Knackige Bräune ist zwar noch immer das Ziel und der eine oder andere Sonnenbrand wird durchaus in Kauf genommen, zeigen Umfragen. Doch das Bewusstsein für den Schutz der Haut hat sich durchgesetzt. Und zwar nicht nur in der prallen Sonne. Da die Strahlen reflektiert werden, treffen sie auch auf die Haut, wenn man ihnen nicht direkt ausgesetzt ist.

Vermeiden

„Schutz ist ungemein wichtig. Sonneneinstrahlung sollte so gut es geht vermieden werden“, betont Claudia Valenta vom Department für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Universität Wien. Die Pharmazeutin beschäftigt sich speziell mit Hautpflegeprodukten und wie eingearbeitete Arzneistoffe in die Haut eindringen.

Die Folgen von intensiver Sonneneinwirkung sind hinlänglich bekannt: Vorzeitige Hautalterung, Bindegewebsschäden, Verdickung der Hornschicht und im schlimmsten Fall Hautkrebs. Die verantwortlichen UVA- und UVB-Strahlen wirken allerdings unterschiedlich auf das größte Organ des Menschen ein.

„Lange Zeit hat man die UVA-Strahlung vernachlässigt. Heute weiß man, dass sie viel tiefer in die Haut eindringt.“ Dieser Erkenntnis wurde in den Schutz-Produkten Rechnung getragen. „Heute muss auch ein UVA-Schutz eingearbeitet sein.“

Sonnenstrahlen filtern

Doch wie funktionieren Sonnenschutzprodukte eigentlich? „Die Wirksamkeit wird von der Menge der eingearbeiteten Filter bestimmt“, erklärt Valenta. Meist werden chemische Substanzen als sogenannte Filter verwendet, die die Sonnenstrahlen absorbieren. „Sie sind so zusammengesetzt, dass sie die Weiterleitung in der Haut stoppen.“ Damit er wirkt, sollte er etwa 20 bis 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Dazu kommen physikalische oder mineralische Filter – Nano-Partikel aus Titan- oder Zinkoxid. Der Effekt, der sofort eintritt, ist wie bei einem Spiegel. Der Verdacht, dass sie zu tief in die Haut eindringen und sich im Körper ablagern, habe sich bisher nicht erhärtet, betont Valenta.

Vielleicht ist der Sonnenschutz der Zukunft auch in der Natur zu finden: In Australien versucht man derzeit, den natürlichen Sonnenschutz von Korallen zu entschlüsseln. In etwa fünf Jahren, hoffen die Forscher, soll eine Creme auf den Markt kommen.

Alternativen, die man schlucken kann, wären dennoch vielen angenehmer als das häufige Eincremen. Deutsche Forscher setzen etwa auf zellschützende Extrakte aus Nahrungsmitteln wie Brokkoli, Granatapfel oder Blutregenalge, die sie zu einer Sonnenschutz-Tablette verarbeiten wollen. Valenta bleibt skeptisch, wenn es darum geht, den Eigenschutz der Zellen von innen zu verstärken. „Vor 30 Jahren wurde ein Präparat vom Markt genommen, weil es sich im Körper abgelagert hat.“

Also doch lieber eincremen. Ob man zu Creme, Lotion oder Öl greift, hat übrigens keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit. „Wichtig ist, dass man etwas findet, mit dem man sich wohl fühlt und dieses Produkt dann mehrmals und in ausreichender Menge aufträgt.“

Die Alternativen: Armbändchen, Apps und Schocktherapie

Gut, es ist ja heute offenbar schon möglich, sogar die eigene Fruchtbarkeit mit Hilfe eines Armbands und einer App zu bestimmen. Da läge ein schickes, smartes Sonnenbändchen in Kombi mit entsprechender Technik durchaus nahe. 

Auch wenn das Gros der Sonnenhungrigen weiterhin auf klassischen Sonnenschutz – Spray, Creme, Lotion – schwört, versuchen Start-ups und  diverse Firmen dem Thema den anderen Dreh zu geben. Hauptsache, innovativ und irgendwie technisch.  Das geht dann von „interessant“ bis: „Aha, sowas gibt’s auch  schon“?  So wurde etwa das Armband „ Sun Friend“ erfunden, um sonnenhungrige  Menschen einerseits zu unterstützen, in dunklen Monaten ausreichend Vitamin D aufzunehmen. Andererseits versteht es sich als „Sonnen-Wächter“. Das Wearable misst also die UVA- und UV-B-Strahlung und warnt mit Hilfe einer LED-Anzeige, wenn’s zuviel wird. Vor einiger Zeit kam außerdem ein herzförmiges, smartes „UV-Patch“ (also Pflaster) auf den Markt, das die Sonnenbrandgefahr des Trägers ermitteln soll. Die damit verbundene Smartphone-App signalisiert ebenfalls, wann es zu viel des Guten ist. Schließlich folgte Innovation zwei, ebenfalls von den „My-UV-Patch“-Erfindern „La-Roche-Posay“.  Man kann es auch aufkleben, es ist  aber so klein, dass es auf einen Fingernagel passt. „UV-Sense“ misst in der Folge die Sonnen-Daten und gibt diese dann an eine Smartphone-App weiter. Auf diese Weise soll der individuelle UV-Kontostand ermittelt werden.

Kurios war eine Idee, die vor einigen Jahren in Peru Aufsehen erregte. Am „Playa Agua Dulce“ wurde eine  schattenspendende Wand aufgestellt, in Kombination mit einem   WLAN-Zugang. Der aber  nur dann funktionierte, wenn man mit dem Schatten mitwandert. Ziel der Aktion war es, auf das Thema Hautkrebs aufmerksam zu machen.  Apropos Hautkrebs – da wäre  noch die Schocktherapie: Die App „Sun Face“, hat ein deutscher Hautarzt erfunden,  um Sonnenanbetern anhand eines Selfies zu zeigen, wie sich ihr Gesicht durch die UV-Strahlung im Laufe der Jahre verändert.G. Kuhn