Wettlauf gegen die Zeit für Ilayda
Von Ernst Mauritz
Es ist ein erster Erfolg im Kampf um das Leben der achtjährigen Ilayda: Das Mädchen aus Vorarlberg hat Leukämie und benötigt eine passende Stammzellspende, um geheilt zu werden. Nach einem Aufruf zum Spenden – unter anderem im KURIER – ließen sich bei einem Aktionstag für Ilayda in Wien 519 Menschen testen.
"Von mehr als 400 Blutproben konnten bereits die Gewebemerkmale analysiert werden, bis jetzt war leider noch kein passender Spender dabei. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf", sagt Univ.-Prof. Agathe Rosenmayr von der Stammzellspender-Datei Wien.
Aus öffentlichen Mitteln kann derzeit nur ein kleiner Teil der Analysen finanziert werden. "Eine Spender-Bestimmung kostet 50 Euro."
Hilfe der Lions
Hier sind vor Weihnachten die Lions (Wohltätigkeitsorganisation) eingesprungen. "Im September 2014 hat sich Lions International in Österreich entschieden, die Stammzellspende zu unterstützen", sagt Eva-Maria Franke, Governorrats-Vorsitzende der österreichischen Lions: "Viele Clubs aus dem District Ost haben zusammengelegt und insgesamt 15.900 Euro gesammelt. Die Mittel werden zur Gänze zur Bestimmung der Gewebetypen der möglichen Lebensretter für Ilayda verwendet."
"Normalerweise kann man für 80 Prozent der Patienten aus den weltweit 25 Millionen registrierten Stammzellspendern einen passenden Lebensretter identifizieren, in vielen Fällen ist eine Heilung möglich", sagt Rosenmayr. Nur manchmal, wenn Patientin oder Patient nicht aus Mitteleuropa stammen (Ilaydas Familie kommt aus der Türkei), könne es sehr schwierig werden, einen Spender zu finden: "Die Gewebetypen sind in Asien anders verteilt als in Europa."
Derzeit werden in Speziallabors die letzten 100 Proben des Aktionstages aufgearbeitet. Sollte bis zum Frühjahr kein passender Spender gefunden sein, ist ein weiterer Spendertag geplant. "Zum Glück spricht Ilayda auf die zweite Chemotherapie gut an, dadurch haben wir ein wenig Zeit gewonnen."
Die Suche nach einem Lebensretter für Ilayda ist auch ein "eindrucksvolles Integrationsprojekt", sagt Rosenmayr. So sei die Spendenaktion von Österreichern und Türken gemeinsam organisiert worden. "Viele engagierte türkische Frauen – Krankenschwestern, Arzthelferinnen – haben mitgeholfen."
Die Ärztin ist optimistisch, einen geeigneten Spender für Ilayda zu finden: "Auch wenn ein Patient einen seltenen Gewebetyp hat, kann der Zufall am nächsten Tag einen passenden Spender bringen: Wir geben die Hoffnung nicht auf."
SPENDENKONTO
"Pro Leukämie"; IBAN: AT52 2011 1404 1010 9600; BIC: GIBAATWWXXX
"Die Stammzelltransplantation war meine einzige Hoffnung", erzählt die frühere Leukämie-Patientin Karin H., 41 Jahre alt. "Die Chemotherapien alleine hätten bei mir nicht ausgereicht. Es waren Blutstammzellen meiner Spenderin, die eine Heilung bewirkt haben."
Spender von Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark kann jeder werden, der zwischen 18 und 45 Jahre alt und gesund ist, sagt Univ.-Prof. Agathe Rosenmayr. Als Spender gemeldet bleibt man bis 55.
Bei der ersten Blutabnahme werden aus wenigen Millilitern Blut des Spenders zehn Gewebemerkmale bestimmt und – unter einem anonymen Code – in das internationale Stammzell-Computer-Netzwerk eingespeichert. Diese DNA-Proben potenzieller Spender werden auch tiefgefroren. Passen die Merkmale eines registrierten Spenders zu einem Patienten, der eine Stammzelltransplantation benötigt, wird man angerufen. Nach neuerlicher Analyse der Gewebemerkmale fällt dann die endgültige Entscheidung, ob es tatsächlich zu einer Spende kommt. Meist genügt heute die Entnahme von Stammzellen aus dem Blut, die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm ist nur in speziellen Fällen notwendig. Derzeit sind 66.000 Österreicher als potenzielle Spender registriert, mehr als 4000 kamen im Vorjahr dazu. Wer sich interessiert, selbst Spender zu werden, kann sich auf der Homepage www.stammzellspende.at anmelden. Informationen gibt es auch unter 0800/252 253.