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Wenn Lungenkrebsspezialisten selbst Raucher sind

"Bei uns rauchen 40 Prozent der Bevölkerung, darunter viele Ärzte – auch Lungenkrebsspezialisten." Der Onkologe aus Laos schiebt seine Hand mit der glimmenden Zigarette verschämt nach hinten, als er vor der Messe Wien vom KURIER darauf angesprochen wird, wie Rauchen mit dem noch bis Mittwoch in den Messehallen stattfindenden Weltkongress für Lungenkrebs zusammengeht. "Ich weiß, das ist schwierig", antwortet der Arzt – und will das Gespräch beenden.

"Ich rauche nur drei bis fünf Zigaretten am Tag", sagt Paulo, 31, Radiologe aus Italien. "Meist nur nach dem Essen. Das ist ja nicht so viel. Und ich würde ohnehin gerne aufhören, aber bis jetzt habe ich es noch nicht geschafft." Er müsse bei vielen Patienten mit Lungenkrebs Strahlenbehandlungen durchführen und sehe die Folgen der Erkrankung täglich: "Ich rate allen, die noch rauchen, damit aufzuhören." Ob das nicht ein Widerspruch sei, selbst zu rauchen und den Patienten den Rauchstopp zu empfehlen? "Wie gesagt – ich rauche doch nur wenig."

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"Habe nicht geschafft aufzuhören"

Etwas selbstkritischer ist da schon Olivier, 40, aus Frankreich. Er ist kein Arzt, aber leitender Mitarbeiter einer Pharmafirma, die Lungenkrebsmedikamente entwickelt. "Das Rauchen ist ein Problem für mich, keine Frage. Ich habe auch schon zwei Mal ernsthaft versucht, damit aufzuhören – aber es nicht geschafft. Es ist eine Sucht."

"Ja, leider, es gibt auch Lungenkrebsspezialisten, die rauchen", sagt Giorgio Scagliotti von der Internationalen Vereinigung zur Erforschung von Lungenkrebs (IASLC) zum KURIER. Diese organisiert den Kongress in Wien: "Aber es handelt sich um eine kleine Minderheit."

Dem dürfte tatsächlich so sein: Angesichts der 6000 Konferenzteilnehmer war die Zahl der Raucherinnen und Raucher vor dem Konferenzzentrum beim KURIER-Lokalaugenschein Sonntag und Montag verschwindend gering. Und jenen, die rauchten, war es mehrheitlich unangenehm: Fotografieren lassen wollte sich niemand – und mehrere der Raucher wollten darüber auch nicht sprechen.

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Und während die Aschenbecher teilweise vereinsamten, gab es beim "Coffee to go" lange Warteschlangen.
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Kritik an Österreich

Und während Uruguay international als Vorbild gilt (der KURIER berichtete), wurde Österreich auf der Konferenz neuerlich kritisiert.
Luke Clancy ist Generaldirektor des irischen TobaccoFree Research Institute: „Es übersteigt jede Vorstellung. Man kommt in ein reiches Land mit bewundernswerter Kultur – und es riecht in einem der besten Hotels in der Lobby nach Zigarettenrauch.“
Österreich hinke im Nichtraucherschutz weit hinten nach. „Ist die Tabakindustrie hier so mächtig?“

Und er brachte ein Beispiel aus Irland: „Eine Packung mit 20 Zigaretten kostet in Irland jetzt elf Euro. Das bedeutet Geld für den Staat und reduziert die Raucherquote.“

Mehr als 80 Prozent aller Lungenkrebsfälle stehen mit dem Rauchen (und Passivrauchen) in Verbindung.

Sehen Sie hier eine Infografik über die Häufigkeit von Lungenkrebs in Europa: