Welche Heilungskräfte die Muskeln haben
Von Ingrid Teufl
Haben Sie etwa schon einmal überlegt, durch welchen Impuls sich die Pupillen verengen und weiten? Dafür ist ebenso ein Muskel verantwortlich, wie im Innenohr, der sich bei großem Lärm zusammenzieht und so auf das Trommelfell wirkt.
Der menschliche Körper besitzt mehr als 650 Muskeln, die etwa 40 Prozent des Körpers ausmachen und Bewegung, Koordination sowie Stabilität überhaupt erst möglich machen: Die Muskulatur hat imposante Fähigkeiten, die meist als selbstverständlich gesehen werden.
Unterschätztes Organ
Krankheiten positiv beeinflussen
Durch Muskelaktivitäten lassen sich viele Krankheiten positiv beeinflussen. Neben Demenzerkrankungen zählen auch Parkinson, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder Osteoporose bis zum Krebsrisiko dazu. Myokine beeinflussen ebenso den Zucker- und Fettstoffwechsel sowie Entzündungs- und Entgiftungsprozesse.
Um diese Vorteile zu nützen, müssen die "Muckis" allerdings bewegt werden, betont Stippler. "Muskeln brauchen gezielte Reize. Spazierengehen ist zu wenig." Dazu kommt, dass die Muskeln in unserer "Sitzgesellschaft" zunehmend ihre natürlichen Funktionen verlernt haben. Paradoxerweise bemerken sie wir gerade dann: "Die Muskeln verkümmern, verkürzen und verursachen Schmerzen." Der Körper muss in dem Fall erst wieder lernen, sein natürliches Bewegungsprogramm abzuspulen.
Mehr Kraft fürs Alter
Freilich, im Lauf des Lebens verliert der Mensch Muskelmasse. "Je älter man wird, desto wichtiger werden Koordinationstraining und muskelaktivierende Übungen", sagt der Experte. "Spätestens ab 50 sollte man mehr auf Kraft als auf Ausdauer setzen." Die gute Nachricht: Die Muskelaktivierung funktioniert bis ins hohe Alter. "Muskeln sind formbar und veränderbar. Studien zeigen, dass ein 70-Jähriger über dasselbe Niveau verfügen kann, wie ein untrainierter 17-Jähriger."
Wenig ist oft mehr
Dabei geht es gar nicht darum, maximale Kraft und dicke Muskelpakete aufzubauen. "Muskeln lieben es bewegt zu werden. Damit sie ihre Vorzüge entfalten, reichen bereits zwei Mal pro Woche 20 Minuten Krafttraining." Vor allem der Stärkung der sogenannten Core-Region (Becken, Bauch, unterer Rücken) sollte dabei besondere Beachtung eingeräumt werden. "Sie hält den Körper stabil. Wenn man dieses Zentrum gezielt trainiert, ist schon viel gewonnen."