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Was Vitamin D tatsächlich kann

Eines ist fix: Die gute Versorgung mit Vitamin D kann bei älteren Menschen das Risiko für Stürze, Knochenbrüche, Kraftverlust, Einschränkungen von Mobilität und Gleichgewicht deutlich senken. Doch positive Effekte auf Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Krebs bleiben umstritten.

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Beobachtungsstudien zeigten, dass bei Menschen mit hohen Vitamin-D-Werten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 58 Prozent, jenes für Diabetes um bis zu 38 und jenes für Darmkrebs um bis zu 33 Prozent niedriger ist als bei Menschen mit niedrigen Vitamin-D-Konzentrationen.

Aber wenn man Menschen mit niedrigen Vitamin-D-Werten in kontrollierten Studien (nach dem Zufallsprinzip bekommt ein Teilnehmer Vitamin D, ein anderer ein wirkungsloses Placebo) Vitamin-D-Präparate verabreicht, konnte damit die Erkrankungshäufigkeit nicht gesenkt werden. Das ergab eine im Magazin The Lancet veröffentlichte Analyse von fast 500 Untersuchungen.

Das Fazit der französischen Studienautoren: Niedrige Vitamin-D-Spiegel seien die Folge eines schlechten Gesundheitszustandes – aber nicht die eigentliche Ursache.

Der Grazer Stoffwechselspezialist Univ.-Prof. Harald Dobnig hat sich die Arbeit angesehen und sagt: „Ganz so einfach ist das nicht – an der französischen Studie gibt es viel Kritik. Der Beobachtungszeitraum vieler dieser Studien war zu kurz, und der Vitamin-D-Mangel vieler Studienteilnehmer nicht niedrig genug, um Effekte durch die Verabreichung von Vitamin-D-Präparaten zu sehen.“

Dobnig selbst konnte in einer Studie an der MedUni Graz nachweisen, dass durch die Kombination von Vitamin D und Kalzium die Häufigkeit von Stürzen um 40 Prozent sinkt. Sehr gute Effekte gebe es auch auf das Immunsystem. Für die Reduktion des Risikos von Darm- oder Brustkrebs existieren gute Daten. „Unsere eigenen Untersuchungen zeigten, dass 60 bis 75 Prozent aller Österreicher im Winterhalbjahr einen Vitamin-D-Mangel haben“, sagt Dobnig. Deshalb empfehle er im Winterhalbjahr die Einnahme von 800 bis 1000 IE (Internationalen Einheiten) Vitamin D am Tag – das entspricht rund 20 Tropfen pro Woche: „Hier besteht keine Gefahr einer Überdosierung.“

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hingegen rät zur Einnahme von Vitamin-D-Präparaten nur, wenn „eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde“ und „eine gezielte Verbesserung weder durch die Ernährung noch durch die körpereigene Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist“. Dies gelte besonders für Risikogruppen, wie in ihrer Mobilität eingeschränkte, chronisch kranke und pflegebedürftige ältere Menschen. Und laut Dobnig zunehmend auch für Kinder, die kaum mehr ins Freie gehen.kurier.at/gesundheit: Vitamin D: Hätten Sie’s gewusst?

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