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Was vorbeugend gegen Parkinson hilft

Weizensprossen selbst ziehen – damit kennt sich Parkinsonexperte Prim. Dieter Volc vom Parkinsonzentrum in der Confraternität in Wien mittlerweile sehr gut aus: "Ich esse selbst seit einiger Zeit täglich zwei Esslöffel Weizenkeime aufs Frischkäse-Brot. Neuere Untersuchungen zeigen, dass der Inhaltsstoff Spermidin einen positiven Effekt auf das Gehirn hat und möglicherweise Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson vorbeugen kann." Spermidin soll schädliche Eiweißablagerungen, wie sie bei Parkinson oder auch Alzheimer auftreten, beseitigen können. Doch Volc ist auch Realist: "Ob es bei mir gewirkt hat, sage ich Ihnen in 20 Jahren." Auch ein Kaffeelöfferl Kokosfett isst Volc täglich: "Hier gibt es ebenso Hinweise auf einen Schutzeffekt wie bei Kaffee."

Hype um Medikament

Falsche Hoffnungen hätten hingegen bei viele Patienten Berichte über eine Asthmaspray (Salbutamol) geweckt: "Bei gesunden Mäusen konnte der Wirkstoff das Parkinson-Risiko reduzieren. Das ist von wissenschaftlichem Interesse, hier kann man weiterforschen, warum genau das Risiko sinkt. Aber man kann derzeit niemandem empfehlen, dieses Präparat vorbeugend einzunehmen: Es hat Nebenwirkungen und wir wissen überhaupt nicht, ob es diese Reduktion des Parkinsonrisikos auch beim Menschen gibt. Und ganz sicher ist das Medikament keine Option für bereits Erkrankte."

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Die Rolle des Darms

Untersucht wird derzeit auch, welche Rolle Darmbakterien bei der Parkinson-Entstehung spielen. Offenbar können Störungen des bakteriellen Gleichgewichts im Darm dazu führen, dass dort schädliches Eiweiß (Alpha-Synuclein) verstärkt produziert wird – über den Vagusnerv wandert es in einem Zeitraum von vielen Jahren in das Gehirn und löst dort die motorischen Probleme aus." Aber auch hier könne man noch keine speziellen Ernährungsempfehlungen geben.

Das einzige, was vor dem Auftritt der ersten Symptome wirklich messbar sei, seien Veränderungen im Geruchssinn. "Es sind ganz charakteristische Geruchsverwechslungen, so Volc: "Wenn etwa Pfefferminz als Fichte angegeben oder Zimt als Kokos oder Vanille wahrgenommen wird." Bei derartigen Verwechslungen betrage die Wahrscheinlichkeit 95 Prozent, dass in den kommenden zehn Jahren Parkinson auftrete. "Diesen Test sollte man in die Vorsorgeuntersuchung integrieren. Er kann etwa Menschen aus Familien mit Parkinsonfällen Klarheit geben, wie ihr persönliches Risiko aussieht. Tritt die Geruchsverwechslung auf, kann man diese Menschen engmaschiger auf erste Symptome untersuchen und schon sehr früh mit medikamentöser und Bewegungstherapie beginnen. "50 Prozent der Therapie entfallen dabei auf den eigenen Einsatz des Patienten."

Ein neuer Ansatz: Sportklettern

Ein neuer Ansatz ist das Projekt Sportklettern für Parkinsonpatienten, das von einer Sportwissenschafterin und einer Neurologin ins Leben gerufen wurde. "Sportklettern könnte vielleicht einmal in bestimmten Fällen eine Alternative zur Physiotherapie sein", sagt die Initiatorin Lucia Gaßner. Parkinson-Patienten, die sich fürs Sportklettern interessieren, können sich bei Gaßner noch melden (eMail: lucia.gassner@gmail.com).

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Wer klettert, ist nicht depressiv

Es wäre jedenfalls die weltweit erste Studie auf diesem Gebiet: Die Sportwissenschafterin Lucia Gaßner will die positiven Effekte von Sportklettern auf die Lebensqualität von Parkinson-Patienten nachweisen. Um diese Studie durchführen zu können, hat sie ein Crowdfunding-Projekt (https://wemakeit.com/projects/climb-up-head-up) gestartet: Neun Tage bleiben noch, um die Projektkosten in der Höhe von 15.000 Euro aufzubringen. „Sportklettern hat ganz spezielle Effekte, die mit keiner anderen Trainingsmethode vergleichbar sind.

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Neben der gesteigerten körperlichen Fitness werden u.a. die Balance, Haltung und der Bewegungsumfang verbessert. Gleichzeitig erleben die Patienten, wie sie schwierige Situationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen können.“ Und: Das Trainieren in den Klettergruppen unterstützt das Knüpfen sozialer Kontakte. „Wenn ich in der Wand bin, ist das Zittern für mich nicht mehr da“, sagt etwa ein 81-jähriger Parkinsonpatient.

„Wenn man klettert, kann man nicht depressiv sein.“ Ihre Studie „Climb up, head up! Sport climbing with Parkinson‘s disease“ wird u.a von der MedUni Wien, der Uni Wien und der Kletterhalle Marswiese unterstützt. Trotzdem ist die Finanzierung noch nicht gesichert: „Am teuersten sind die Personalkosten für die Klettertrainer. Damit die Patienten gut betreut sind, darf hier nicht gespart werden.“

Nähere Informationen über das Projekt finden Sie auch auf dieser Seite der Uni-Klinik für Neurologie der MedUni Wien.

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Einige Fakten und Zahlen zum Thema Parkinson

Parkinson: Was passiert
Bei Parkinson kommt es zu einem vorzeitigen allmählichen Untergang bestimmter Nervenzellen im Gehirn, der zu einem Mangel an wichtigen Botenstoffen (v. a. Dopamin) führt.
Ursache
Auslöser sind die Überproduktion und Ablagerung des Proteins Alpha-Synuclein in den Zellen.
Symptome
Die drei wichtigsten sind: Verlangsamung der Bewegungen, Versteifung der Muskulatur und Zittern im Ruhezustand.16 -Tausend
Betroffene
16.000 Betroffene gibt es derzeit in ganz Österreich, 48.000 werden es laut Prognosen im Jahr 2030 sein.

Auch Junge erkranken

10 % der Patienten sind bei Krankheitsbeginn unter 40 Jahre alt.

15 % der Patienten sind bei Krankheitsbeginn unter 50.

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