Wo Alkoholkranken seit 60 Jahren geholfen wird
Von Ernst Mauritz
"Genesungsheim Kalksburg" hieß es 1961 bei der Eröffnung – 65 Betten gab es damals für die Therapie von alkohol- oder medikamentenabhängigen Männern. Donnerstagabend feierte das Wiener Anton Proksch Institut (API) sein 60-Jahr-Jubiläum. Heute hat es 300 Betten und betreut jährlich 2000 Patienten stationär und 4700 ambulant. Seit 2013 hält die VAMED 60 Prozent der Betriebs-GmbH der Stiftung.
Dieses "Orpheus-Programm" ziele darauf ab, die Ressourcen der Patienten zu stärken und schöne Lebensinhalte in den Vordergrund zu schieben: So wie der Sänger Orpheus aus der griechischen Mythologie die Sirenen mit lauterer und besserer Musik übertönt hat.
Dies liege einfach an der Verfügbarkeit: "Der Faktor, der alles andere bei der Verbreitung einer Sucht sticht, ist die Verfügbarkeit des Suchtmittels. Und wenn es für die Verfügbarkeit von Online-Spielen keine Regularien gibt, steigt automatisch auch die Zahl der Suchtkranken." Die Erfolgsrate der Suchttherapie sind hoch, betont Musalek: "Sie liegt bei 80 Prozent – wenn die Betroffenen regelmäßig in Betreuung sind. Sind sie das nicht, fällt die Rate auf zehn bis 15 Prozent."
Was ein Betroffener sagt
„Das ist wirklich keine Übertreibung: Ohne das Anton-Proksch-Institut (API) würde ich heute nicht mehr leben.“ Das sagt der Angestellte Michael K, der seit sechs Jahren trocken ist. „Ich habe in meiner Vergangenheit auch ein paar andere Einrichtungen für alkoholkranke Menschen kennengelernt: Das Besondere am API war, sie entmündigen dich dort nicht, sondern stärken dein Selbstbewusstsein.“
Wie er 2010/2011 im API war, „war meine Lage ziemlich aussichtslos. Aber ich habe dort andere Strategien gelernt, mit Frust umzugehen, als zum Alkohol zu greifen.“ Im geschützten Rahmen der Therapie abstinent zu bleiben, das sei keine Kunst: „Aber man muss sich dann draußen bewähren. Und das gelingt nur, wenn man die ambulante Nachbetreuung in Anspruch nimmt: Das ist das Um und Auf.“ Er habe gelernt, ohne Alkohol zu leben: „Für mich ist das keine Behinderung – sondern ein Zuwachs an Lebensqualität.“