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Verbot auf Hawaii: Warum Sonnencreme das Meer zerstört

Bis zu 6000 Tonnen Sonnencreme landen laut der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) pro Jahr weltweit im Meer – und damit auch auf den hochsensiblen Ökosystemen der Korallenriffe. Was den Menschen vor Sonnenbrand schützt, schadet der Natur. Die US-amerikanische Inselgruppe Hawaii erlässt deshalb ab 2021 ein Verbot für diverse Sonnenschutzmittel, die zur Zerstörung der Riffe beitragen und das Erbgut der dort lebenden Fischpopulationen schädigen können.

"Das ist ein historisches Gesetz für unsere Meere", sagte der demokratische Bundesstaats-Senator Mike Gabbard über das Gesetz. "Ich hoffe, dass wir in 20 Jahren zurückschauen können und sehen, dass dies der Moment war, an dem wir der Verschmutzung den Kampf angesagt haben, und dass das Gesetz auf der ganzen Welt kopiert wurde." Zuvor gab es unter anderem in einigen Teilen Mexikos und an einigen UNESCO-Weltnaturerbestätten ähnliche Verbote.

Chemikalien und Fette

Von dem Verbot betroffen sind Produkte, die die Chemikalien Octinoxat und Oxybenzon enthalten. Diese Stoffe schützen die Haut vor schädlicher UVB- und einem Teil der UVA-Strahlung. Oxybenzon ist, zumindest in Europa, wegen seiner mutmaßlich hormonähnlichen Wirkung aus vielen Sonnencremes und Kosmetika bereits verschwunden.

Doch es gibt auch andere Stoffe in Sonnencremes, die für die Ökologie der Ozeane problematisch sind, wie Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Universität Wien erklärt: "Auch Fette, die mit den Cremes aufgetragen werden und sich im Wasser von der Haut lösen, sind schädlich." Zwar werden diese bis zu einem gewissen Grad im Wasser vom Sonnenlicht abgebaut, Korallen wachsen jedoch oft knapp unter der Wasseroberfläche, wo sie "besonders exponiert sind". Sowohl gegen die Fettmoleküle als auch gegen die Chemikalien besitzen Korallen grundsätzlich eine schützende Schleimschicht. Übersteigt die Konzentration eine gewisse Menge, versagt dieser Mechanismus aber.

Öko-Optionen

Eine umweltfreundlichere Alternative sind Öko-Sonnencremes, die keine chemischen UV-Filter enthalten, sondern physikalische Filter verwenden. Der Zusatzstoff Titandioxid blockt hier die schädliche Strahlung. Titandioxid galt lange als unbedenklich. 2012 fanden Forscher der deutschen Universität Koblenz-Landau heraus, dass Titandioxid-Partikel Wasserflöhen, die als Gradmesser für Umweltgefahren gelten, schaden können.

Vollkommen umweltfreundlich ist also kaum ein Sonnenschutzprodukt – sich nicht einzucremen, aber keine Option. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt sich. Und: Wer auf Reisen Korallenriffe aus nächster Nähe erkunden will, sollte die Haut verstärkt durch Kleidung schützen.

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