Krebspatienten: Hoffnung, wenn nichts mehr geht
Von Ernst Mauritz
Es ist eine Situation, die alle fürchten: Ein Patient mit einer Krebserkrankung hat alle Therapien ausgeschöpft, die bei seiner Erkrankung Standard sind – und auf keine spricht er mehr an.
Jetzt zeigt eine Studie des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und des AKH Wien, dass es in bestimmten Fällen dann doch noch Möglichkeiten gibt – wenn alle Merkmale des Tumors bestimmt werden, die man heutzutage im Labor schon analysieren kann. Zwar noch nicht routinemäßig, aber im Rahmen einer solchen Studie. Unter anderem wurden dafür 750 genetische Merkmale (Mutationen) auf 49 Genen untersucht.
Erfolgsbeispiel
Prager bringt ein Beispiel: Eine Patientin mit einem sehr aggressiven Schilddrüsenkrebs hatte eine ganz schlechte Prognose – häufig führt diese Form innerhalb weniger Wochen zum Tod. Die Mediziner fanden aber in ihrem Tumor eine genetische Veränderung, die auch bei bestimmten Melanomen (schwarzer Hautkrebs) vorkommt. Die Frau erhielt das Melanom-Medikament – und konnte noch mehr als ein Jahr lang leben. "Das zeigt, dass so eine genaue Tumor-Analyse bei einzelnen Patienten erhebliche Vorteile bringt."
"Noch sehr viel mehr dazulernen"
Möglich werden solche Erfolge nur durch die Grundlagenforschung, betont Maria Sibilia, Leiterin des Instituts für Krebsforschung. Durch diese weiß man nicht nur, dass jeder Krebs genetisch völlig unterschiedlich ist: "Wir wissen heute auch, dass es je nach Tumorregion genetisch unterschiedliche Zellen geben kann." Das aber heißt: Je nachdem, an welcher Stelle die Biopsie gemacht wird, kann ein anderes Ergebnis herauskommen – und das kann wiederum die Therapie beeinflussen. Prager: "Wir haben schon viel gelernt – aber wir müssen noch sehr viel mehr dazulernen, wer wirklich von diesem Ansatz der genauen Tumor-Analyse einen Nutzen hat."