Rheuma: "Man muss keinen Schmerz aushalten"
Von Ernst Mauritz
"Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Psyche und rheumatischen Erkrankungen?", lautete eine Frage aus dem Auditorium. "Früher hat man gedacht, dass es einen speziellen Persönlichkeitstyp gibt, der mit Rheuma in Zusammenhang steht – aber das hat sich in allen Studien als falsch erwiesen. Den gibt es ganz sicher nicht", sagte die Gesundheitswissenschafterin Univ.-Prof. Tanja Stamm von der MedUni Wien. "Ich habe das über die vielen Jahrzehnte auch nicht gesehen", so der Rheumatologe Univ.-Prof. Josef Smolen, MedUni Wien und Krankenhaus Hietzing.
Sehen Sie hier eine Video-Aufzeichnung des Gesundheitstalks in voller Länge (zirka eineinhalb Stunden):
"Aber dass eine chronische Entzündung mit Schmerzen jemanden missmutig und depressiv macht, das ist verständlich." Deshalb sei die richtige Behandlung so wichtig: "Und da muss man bei den entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis sagen: Wir können diese Erkrankungen nicht heilen. Aber wir können zu heilungsähnlichen Zuständen kommen." Bei vielen Patienten könne der Krankheitsfortschritt gestoppt werden.
Komplexe Auslöser
Was genau entzündliche rheumatische Erkrankungen auslöse, sei nicht bekannt: "Aber es gibt viele Hinweise, das Umweltfaktoren und erbliche Komponenten eine Rolle spielen." Die Umweltfaktoren seien nicht im Detail bekannt: "Wir wissen, dass manche Bakterien und gelegentlich auch Viren zu Gelenksentzündungen führen können."
"Können bestimmte Nahrungsergänzungsmittel bei der abnützungsbedingen Arthrose helfen?", wollte eine andere Besucherin wissen. "Bei diesen Nahrungsergänzungsmitteln teilt sich die Welt in zwei Lager, antwortete Smolen. "Die einen sagen, sie wirken – auch im Hinblick auf eine Verlangsamung des Fortschreitens – und die anderen sagen, sie taugen nichts." Er glaube schon, dass Produkte wie Chondroitin und Glucosamin helfen könnten.
Wie wichtig Bewegung ist, zeigt auch das Beispiel von Paul Pocek, Präsident der Österreichischen Vereinigung Morbus Bechterew: "Bei der Diagnose vor 40 Jahren habe ich mir spontan gedacht: Mir bleibt nur Minigolf – da steht man so gebeugt wie damals die Patienten – oder Schach. Aber ich bin bis heute sportlich aktiv, obwohl ein Teil meiner Wirbelsäule versteift ist. Die regelmäßige Bewegung ist enorm wichtig."
Rheuma: So haben sich die Therapien verbessert
Der nächste Gesundheitstalk
Der nächste Gesundheitstalk von MedUni Wien, KURIER und Novartis findet am 22.11., 18.30 Uhr, zum Thema "Fortgeschrittener Brustkrebs" statt.
Veranstaltungsort
Van-Swieten-Saal der Medizinischen Universität Wien, Van-Swieten-Gasse 1a (Ecke Währinger Str.), 1090 Wien.