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Leben auf Kredit: Ressourcen der Erde für dieses Jahr aufgebraucht

Mit dem morgigen Tag sind alle Ressourcen der Erde sowie das CO2-Budget für das heurige Jahr aufgebraucht. Der Erdüberlastungstag, auch Earth Overshoot Day, fällt heuer auf den 28. Juli und wird bereits einen Tag früher erreicht als im Vorjahr. Er markiert den Tag, an dem die ökologischen Ressourcen der Erde für ein Jahr aufgebraucht sind, das heißt: Um die bis 28. Juli verbrauchten Ressourcen zu erneuern, bräuchten die Ökosysteme ein Jahr. 

"Wir leben ab Donnerstag bei unserer Erde auf Pump", sagte Christoph Bals von der deutschen Umweltorganisation Germanwatch laut Mitteilung. "Die Konsequenzen dieser Übernutzung bürden wir insbesondere den Armen heute und den nachfolgenden Generationen auf – und das mit wachsender Intensität."

Der Earth Overshoot Day markiert also den ökologischen Fußabdruck und soll auf den Verbrauch der Ressourcen aufmerksam machen. Er wird seit 1961 vom Global Footprint Network mit Sitz in den USA und der Schweiz errechnet. Seither verlagerte sich der Tag immer weiter nach vor. 1970 lag er noch im Dezember, seit 2019 liegt er im Juli. Nur 2020 fiel der Aktionstag auf den 22. August – ein kurzfristiger Effekt der Pandemie.

Maßnahmen nötig

Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) sei bedrohlich früh, auch durch den weiterhin zu hohen Einsatz fossiler Energien, warnten die Umweltschutzorganisationen WWF Österreich, Global 2000 und Plattform Footprint. "Wetterextreme, Preisdruck auf Energie sowie Ressourcen-Knappheiten haben eine Gemeinsamkeit: Wir leben auf zu großem Fuß. Für ein gutes Leben aller Menschen auf der Erde müssen wir schneller ins Handeln kommen", sagte Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint.

"Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2022 wieder die Ressourcen von 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Wenn wir innerhalb des ökologischen Budgets bestehen wollen, sollte die Politik die Chance in Zeiten steigender Energiepreise ergreifen und den Turbo beim Ausstieg aus fossiler Energie zünden", forderten die Umweltschützer.

"Energiespar-Offenive"

Der WWF Österreich sprach sich für eine "massive Energiespar-Offensive" aus, "um die sinnlose Verschwendung von Energie und Ressourcen zu stoppen", wie es in einer Aussendung hieß. "Mit unserem derzeitigen Energieverbrauch können wir weder die Klimaziele erreichen, noch eine naturverträgliche Energiewende schaffen. Wir müssen unseren enormen Hunger nach Energie in den Griff bekommen - damit schützen wir nicht nur Menschen, Natur und Klima, sondern erhöhen auch die Versorgungssicherheit, weil Österreich damit unabhängiger von fossilen Importen wird", appellierte WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. Laut einer aktuellen Analyse sei eine mittelfristige Energie-Einsparung von 45 Prozent in Österreich möglich.

"Im Sinne der Umweltgerechtigkeit muss die scheinbar grenzenlose Ausbeutung von Menschen und Natur zugunsten von unserem Überkonsum in Österreich und Europa ein Ende haben", schloss sich Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei Global 2000, den Appellen an. "Die Bundesregierung muss Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch genauso gesetzlich verankern wie Klimaziele. Neben der Energiewende sind für eine Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks Veränderungen in allen Sektoren notwendig - von der Mobilitätswende bis zur Ernährungswende. Außerdem braucht es ein starkes Lieferkettengesetz auf EU-Ebene und in Österreich, damit Unternehmen in ihren globalen Lieferketten verantwortungsvoll mit Rohstoffen umgehen und Menschen und Umwelt schützen", sagte Leitner.