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Reaktionen auf das Buch "Dachschaden"

Übermüdete und fachlich schlecht qualifizierte Ärzte, die teilweise völlig unnötige Operationen durchführen: Für Aufregung sorgt das Buch "Dachschaden" zweier Neurochirurginnen (der KURIER berichtete). Die Reaktionen sind unterschiedlich.

Univ.-Prof. Engelbert Knosp (Vorstand Uni-Klinik für Neurochirurgie der MedUni Wien) "Hier wird ein ganzer Berufsstand völlig grundlos schlechtgemacht und pauschal vorverurteilt. Alle Kolleginnen und Kollegen an unserer Klinik sind zutiefst betroffen." Patienten würden ohne Grund verunsichert. "Es gibt keine auffällige Häufung von Patientenbeschwerden aus der Neurochirurgie. Die Ausbildung wird immer stärker spezialisiert. Der jeweilige Neurochirurg erreicht dann in seinem Fachgebiet hohe Operationszahlen, was eine hohe Qualität garantiert." Und die Arbeitszeit werde kontinuierlich verkürzt.

Univ.-Prof. Andreas Gruber (geschäftsführender erster Oberarzt der Uni-Klinik für Neurochirurgie der MedUni Wien): "Kein Patient muss Angst vor einem neurochirurgischen Eingriff haben. Eingriffe am Gehirn werden nur an spezialisierten Zentren – Uni-Kliniken und Schwerpunktkrankenhäusern – durchgeführt." Niemand würde sich trauen, einen komplizierten Eingriff, den er nicht beherrscht, auszuführen – schon aus Angst, dass es "im Anschluss an eine mögliche Komplikation zu einem Prozess kommt und ein Gutachter ihm Fahrlässigkeit vorwirft". Und es gebe bei Gehirnoperationen wie Aneurysmen auch keine Grauzone, ob und wann operiert werden muss: "Da gibt es genaue Kriterien, die Entscheidung ist glasklar."

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Ernest Pichlbauer(unabhängiger Gesundheitsökonom): "Wundern würde es mich nicht, wenn das alles stimmt, was in dem Buch steht, das Bild passt schön zusammen." In Deutschland hätten Untersuchungen eindeutig belegt, dass etwa im Bereich der Bandscheiben viel zu viel operiert werde: "Hier könnte mehr mit konservativen Methoden wie physikalischer Therapie gemacht werden." Hinzu komme, dass gerade bei den Bandscheiben "eine große Konkurrenz zwischen Orthopäden und Neurochirurgen" bestehe. Teilweise würden Operationen auch zur Sicherung des Standortes durchgeführt, um auf die notwendigen Fallzahlen zu kommen. "Aber aufgrund der vielen kleinen Spitäler werden oft nicht einmal die ohnehin niedrigen österreichischen Mindestfallzahlen erreicht."
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Gerald Bachinger(NÖ-Patientenanwalt, Sprecher der österreichischen Patientenanwälte): "Es gibt immer wieder Gerüchte und Hinweise, dass es für nicht-akute Operationen andere Anreize gibt als die fachliche Indikation" – etwa finanzielle Anreize für die Station. "Wir bräuchten ein Institut, das hier eine genaue Überprüfung durchführt." Gleichzeitig wäre es wichtig, die Patienten verstärkt aufzuklären, dass "gute Medizin auch weniger sein kann und nicht immer alles gemacht werden muss, was möglich ist". Für Diagnoseverfahren vor einer OP (z. B. Röntgen) gebe es bereits eine Leitlinie, wie man sicherstellt, dass nur Untersuchungen gemacht werden, die auch wirklich notwendig sind. Dies bräuchte man auch in anderen Bereichen der Medizin.
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Sigrid Pilz(Wiener Patientenanwältin): "Vor schweren Operationen sollten Krankenkassen das Einholen einer Zweitmeinung bezahlen. Unter dem Strich würde das den Kassen helfen, Geld zu sparen." Ob tatsächlich zu viel operiert werde, sei derzeit nicht seriös zu beantworten: "Es fehlt die Transparenz, auch für die Patienten – wie viele Eingriffe an einer Abteilung genau durchgeführt werden, Komplikationsraten, etc." Problematisch sei, dass es viele Beschwerden über lange OP-Wartezeiten gebe und Patienten trotz hohem Leidensdruck mehrfach von der OP-Liste wieder herunterkommen: "Das ist nicht akzeptabel."
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Prim. Josef Hochreiter(Orthopädische Abt. KH Barmherzige Schwestern Linz): "Es gibt einen enormen Bedarf an Operationen im Bereich des Bewegungsapparates, den wir gar nicht abdecken können." Deshalb bestehe auch nicht die Gefahr, das mehr operiert werde als notwendig.