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Pille beeinflusst Vitaminaufnahme

Zuerst die Ausbildung, dann die Suche nach dem richtigen Partner und dann erst die Familienplanung: Frauen werden heutzutage später schwanger als ihre Mütter und Großmütter. Ein Grund dafür dürfte die Einführung der Pille vor 50 Jahren gewesen sein. "Sie ist nach wie vor das meist verwendete Kontrazeptivum in Österreich", betont Univ.-Prof. Christian Egartner, Uni-Klinik für Frauenheilkunde Wien. "Es gibt mittlerweile eine schier unüberschaubare Fülle am Markt." In den vergangenen 20 Jahren sei etwa die Östrogendosis ständig verringert worden, was unter anderem das Thrombose-Risiko senkte. Weitere Nebenwirkungen können auch durch Kombi-Pillen aus künstlichen und natürlichen Östrogenen reduziert werden.

Langjährige Pilleneinnahme hemmt aber nicht nur den Eisprung, sondern offenbar auch die Aufnahme bestimmter Mikronährstoffe. Univ.-Prof Doris Gruber, Uni-Frauenklinik: "Es gibt Hinweise auf eine verminderte Verstoffwechslung von Vitaminen des B-Komplexes und Folsäure." Diese sowie Folsäure sind an der Bildung des Glückshormons Serotonin beteiligt.

Das passt zu Symptomen wie Antriebslosigkeit oder psychischer Labilität, über die Pillen-Verwenderinnen häufig klagen. "Wir konnten in einer Studie zeigen, dass sich die psychische Befindlichkeit bei gezielter Vitamingabe verbesserte." Gruber rät ab, nun sicherheitshalber ein Multivitaminpräparat einzunehmen. "Es macht nur dann Sinn, wenn es sich um definierte Mangelzustände handelt."

Bei Folsäure weiß man schon mehr: "Die Gabe von Folsäure bei Absetzen der Pille gilt als wissenschaftlich gesichert, um Neuralrohrdefekte des Fötus in der Frühschwangerschaft (sogenannte Spina Bifida, Anm.) zu vermeiden", betont Gruber.

Pränataldiagnostik

Das steigende Alter der Schwangeren beschäftigt die Gynäkologen. "Ein Drittel aller Schwangeren ist zwischen 30 und 40 Jahre alt. Bereits zwölf Prozent sind älter als 35 Jahre", sagt der Gynäkologe Gerald-Michael Radner aus Steyr. Gerade für diese Altersgruppe sei die Pränataldiagnostik von besonderer Bedeutung. "Diese Untersuchung ist aus unserer Sicht absolut notwendig, da bei älteren Schwangeren das Risiko von Fehlbildungen und genetischen Schäden steigt." Das Problem: Durch Schadenersatzprozesse sichern sich Gynäkologen und auch Spitalsabteilungen ab – und bieten Ultraschall-Screenings (etwa die Nackenfaltenuntersuchung in der 12. bis 14. Woche) nur mehr in speziellen Fällen oder gegen Bezahlung an. Grabner: "Das ist ein Rückschritt und klassische Zwei-Klassen-Medizin."