Studie: Wo die Klügsten Lehrer werden, sind die Schüler besser
Von Ute Brühl
Was macht ein gutes Schulsystem aus? Wie kann man Schüler zu Spitzenleistungen motivieren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Bildungsforschung seit Langem. Auch Ökonomen haben die Bildung im Fokus, ist sie doch eine wichtige Ressource.
Der Ökonom
Simon Wiederhold von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingoldstadt (D) hat aus diesem Grund die PIAAC-Studie, eine Art Erwachsenen-PISA, neu ausgewertet. Er wollte wissen, wie qualifiziert die Lehrer im Vergleich zu anderen Akademikern in einem Land sind, und wie sich die Lehrerkompetenz auf die Schülerleistungen auswirkt.
Conclusio: „Die kognitiven Kompetenzen der Lehrer sind eng verknüpft mit den Lernleistungen der Schüler.“ Heißt: Je besser die Lehrer im Lesen und in Mathematik sind, desto besser werden seine Schüler.
Wiederhold hat enorme Unterschiede zwischen 31 untersuchten Staaten entdeckt. „Das Kompetenzniveau der Pädagogen in der Türkei und in Chile entspricht dem eines Kanadiers mit abgeschlossener Berufsausbildung. Dagegen sind die Kompetenzen von Lehrkräften in Japan und Finnland vergleichbar mit Kanadiern, die einen Master- oder Doktortitel erworben haben“, sagt er. Kanada hat er gewählt, weil man aus dem Land die meisten Stichprobe hat.
Österreich im Schnitt
Kleiner ist die untersuchte Gruppe mit 188 Pädagogen in
Österreich, sagt Wiederhold im KURIER-Gespräch: „Deshalb muss man die österreichischen Ergebnisse mit Vorsicht betrachten.“ In seiner Statistik liegen die heimischen Pädagogen international im Mittelfeld. Vergleicht man die Kompetenzen österreichischer Lehrer mit denen heimischer Akademiker, so liegen sie leicht unter dem Durchschnitt.
„Hätten Lehrer weltweit das Niveau finnischer Lehrer, würden sich die Unterschiede zwischen den Schülerleistungen um 25 Prozent reduzieren“, ist Wiederhold überzeugt.
Auch wenn die Lehrperson von großer Bedeutung ist – sie ist nicht der einzige Erfolgsfaktor. Auch das Elternhaus oder Unterstützungspersonal wie Sozialarbeiter spielen eine große Rolle.
Ganz so neu sind Wiederholds Erkenntnisse nicht. Dass der Lehrer der Schlüssel zum Erfolg ist, hat der neuseeländische Bildungsforscher
John Hattie mit seiner Meta-Studie bereits gezeigt.
Zwei interessante Zusammenhänge hat der Ökonom noch entdeckt: Dort, wo hochgebildete Frauen außerhalb des Schulsektors die Chance haben, einen gut bezahlen Job zu haben, ist der Frauenanteil in den Schulen niedriger. Folge: Das Niveau der Lehrer sinkt dort allgemein.
Spannend: In jenen Ländern, in denen die Pädagogen gut bezahlt werden, sind die „besten“ Maturanten eher bereit, den Lehrberuf zu ergreifen. Wo der Anreiz fehlt, suchen sich Akademiker lukrativere Jobs.ute brühl