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Mutter-Kind-Bindung: So sah sie vor zwei Millionen Jahren aus

Zahnanalyse. Vor etwa drei bis zwei Millionen Jahren lebte die Vormenschen-Art Australopithecus africanus. Deutsche Forscher haben jetzt Zähne der ausgestorbenen Vormenschen-Art untersucht – und speziell die Nahrungsaufnahme im Kindesalter untersucht.

Dabei zeigte sich: Die Kinder wurden nach der Geburt etwa zwölf Monate gestillt. Aber in Zeiten von mangelndem Nahrungsangebot – beispielsweise in der saisonalen Trockenzeit – griffen die Australopithecus-Mütter „über mehrere Jahre wiederkehrend auf Muttermilch zurück, um den Hunger ihres Nachwuchses zu stillen“, erklärte der Frankfurter Paläoanthropologe Ottmar Kullmer vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt: „In ihrem Stillverhalten ähneln die ,aufrechtgehenden Vormenschen‘ demnach in natürlicher Umgebung lebenden Orang-Utans, die ihren Nachwuchs bis zu neun Jahre immer wieder säugen.“

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Die jahrelange Bindung zwischen Mutter und Nachwuchs wirkt sich auch auf die Anzahl der Nachkommen aus: Wenn Säuglinge längere Zeit auf Muttermilch angewiesen sind, muss die Kinderzahl niedriger bleiben. Außerdem hatte „die enge Mutter-Kind-Bindung sicherlich auch Auswirkungen auf die Gruppendynamik und die soziale Struktur der Australopithecinen“, betont Kullmer.

Die Forscher verdampften mithilfe spezieller Laser-Techniken zur Probennahme mikroskopisch kleine Teile der uralten Zahnoberfläche und untersuchten das Gas mit einem Massenspektrometer auf chemische Signaturen. „Zähne können uns wertvolle Informationen zur Rekonstruktion der Ernährung und der Gesundheit eines Individuums in dessen verschiedenen Lebensphasen geben“, sagt Kullmer und weiter: „Es konnte bereits das Stillverhalten von Neandertalern rekonstruiert werden – nun haben wir Zähne analysiert, die sogar zehnmal älter sind!“

Die Studie ist im Fachjournal Nature erschienen.