So geht es Lauda nach der Lungentransplantation
Wenige Tage nach seiner Lungentransplantation befindet sich Formel-1-Legende Niki Lauda auf dem Weg der Besserung. Bereits 24 Stunden nach der Operation war er wieder bei vollen Bewusstsein, wie das Allgemeine Krankenhaus (AKH) am Montag mitteilte.
Bei einem heute, am Mittwoch, vom AKH Wien und der MedUniWien veranstalteten Pressegespräch gaben sieben der behandelnden Top-Ärzte Auskunft darüber, wie eine Lungentransplantation abläuft und informierten über den Gesundheitszustand von Niki Lauda.
Walter Klepetko, Leiter der Thoraxchirurgie, der Lauda mit seinem Team operierte, zeigte sich mit dem Genesungsverlauf des ehemaligen Rennfahrers zufrieden. Laut ihm sei die Operation an sich nichts Besonderes gewesen, jedoch handle es sich bei Lauda sehr wohl um einen besonderen Patienten. Das große mediale Interesse an dem Eingriff sei für ihn angesichts der Person Lauda nicht verwunderlich, aber insgesamt dennoch ungewöhnlich. Klepetko sieht die Aufmerksamkeit jedoch positiv, da Transplantationen stärker in das Interesse der Öffentlichkeit rücken.
Marko Idzko, Leiter der Pulmologie am AKH, berichtete, dass Lauda in akuter Lebensgefahr gewesen sei. Er habe "zu keinem Zeitpunkt" unter einer normalen Sommergrippe gelitten. Vielmehr kam es zu einer Entzündung der Lungenbläschen, was eine Zerstörung bzw. Vernarbung des funktionstüchtigen Lungengewebes zur Folge hatte. Da sämtliche medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft waren, war eine Transplantation notwendig.
Fünf Tage Wartezeit
Laut dem Thoraxchirurgen Konrad werden im AKH rund 120 Lungentransplantationen durchgeführt. Im Schnitt beträgt die Wartezeit dafür bei Akut-Patienten in etwa fünf Tage, das sei auch bei Lauda so gewesen. Während der Wartezeit auf ein Spenderorgan wurde Lauda von einer Lungenmaschine am Leben gehalten. Bei nicht akuten Fällen beträgt die Wartezeit für ein Spenderorgan in etwa sechs Monate.
Eine Lungentransplantation sei zudem keine One-Man-Show, so Hötzenecker, sondern erfordere eine perfekte Zusammenarbeit aller Beteiligten. Lauda konnte bereits 24 Stunden nach dem Eingriff wieder selbstständig atmen, was ein extrem positives Zeichen sei. Er ist bei vollem Bewusstsein und alle Organe funktionieren.
Peter Jaksch von der Thoraxchirurgie schilderte, dass die Lebensqualität für Patienten mit einer neuen Lunge im Regelfall sehr gut sei. Klepetko bestieg im Vorjahr mit zehn Patienten, die eine Lungentransplantation hinter sich hatten, den Kilimandscharo. Ausschlaggebend für die Lebensqualität sei immer auch der allgemeine Gesundheitszustand.
Entscheidend für eine passende Lunge seien die Größe des Spenderorgans und die Blutgruppe. Eine Endkontrolle vor der Operation legt fest, ob die Transplantation letztendlich durchgeführt werden kann.
"International bekannter Kämpfer"
Die beiden Nierentransplantationen, denen sich Lauda in der Vergangenheit unterziehen musste, hätten keine Auswirkungen auf seinen Genesungsverlauf, mit dem die Ärzte derzeit voll und ganz zufrieden sind. Ein Restrisiko gebe es aber nach wie vor. Wie groß die Gefahr einer Abstoßungsreaktion ist, die bei allen Patienten das ganze erste Jahr besteht, können die Ärzte nicht sagen. Niki Lauda, den die Ärzte als "international bekannten Kämpfer" beschrieben, müsse nun viele Medikamente einnehmen. Es kursiert die Zahl 50. Wie viele genau es wirklich sind, darüber wollten die Ärzte keine Auskunft geben.
Besuche kann Niki Lauda bereits im beschränktem Umfang empfangen, sagte Kardiologe Christian Hengstenberg. Das sei auch für den Heilungsverlauf wichtig, dass er die Unterstützung der Familie spürt und er von ihr begleitet wird. Der Ex-Rennfahrer hat gute Chancen, wieder eine gute Lebensqualität zu erreichen. "Bei Lauda erwarten wir uns wirklich, dass er in ein für ihn normales Leben zurückkehren kann", sagte Klepetko.
Unmittelbar nach der Operation werde der Patient auf die Immunsuppression geschult, um nach der Transplantation zu verhindern, dass der Körper das Spenderorgan abstößt, sagte Peter Jaksch, Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie. Medizinische Betreuung werde noch "für einige Zeit" notwendig sein.
Hintergrund
Im Juli hatte Lauda wegen seines verschlechterten Gesundheitszustandes den Familienurlaub auf Ibiza abgebrochen und sich zur Behandlung ins AKH begeben. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Weltmeisterteams Mercedes war deshalb auch nicht bei den Formel-1-Rennen in Hockenheim (22. Juli) und auf dem Hungaroring (29. Juli) gewesen.
Lauda befand sich zunächst auch scheinbar bereits auf dem Weg der Besserung. Allerdings traten dann große Probleme an seiner durch einen Formel-1-Unfall im Jahr 1976 vorgeschädigten Lunge auf, weshalb er sich am Donnerstag einer Organtransplantation unterziehen musste. Diese erfolgte exakt 42 Jahre und einen Tag nach seinem aufsehenerregenden Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring.
Lauda muss nun noch einige Wochen im Krankenhaus bleiben, danach folgt eine mehrwöchige Rehabilitation. Nach einem solchen Eingriff müssen Patienten lebenslang Medikamente einnehmen, um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu vermeiden. Für Lauda ist dies aufgrund seiner beiden Nierentransplantationen (1997 und 2005) ein bekanntes Prozedere.