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Krebs: Studien sind keine Experimente

Es ist das häufigste Krebsleiden von Kindern im Alter bis zu einem Jahr: das Neuroblastom, eine Erkrankung spezialisierter Nervenzellen. Bis zum Vorjahr gab es Unterschiede in den Therapien zwischen den USA und Europa: Ein direkter Vergleich, welche die besseren Ergebnisse liefert, war lange nicht möglich. Bis ein Team um Univ.-Prof. Ruth Ladenstein vom St. Anna Kinderspital eine große Vergleichsstudie durchführte: "Damit konnten wir belegen, dass die europäische Therapieform die bessere ist. Deshalb stellen jetzt die USA auf die europäischen Standards um."

Mangelnde objektive Vergleichsmöglichkeiten zwischen schon angewendeten Therapien sind aber nur ein Problem: "Bis zu 90 Prozent der Medikamente sind für Kinder nicht zugelassen", sagt der Kinderarzt Reinhold Kerbl, Präsident der Österr. Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Erst seit 2008 müssen neue Medikamente auch auf ihre Eignung für Kinder geprüft werden.

Vielfach wird deshalb für Kinder einfach die Medikamentendosis, die Erwachsene erhalten, entsprechend ihrem Körpergewicht reduziert. Doch dies berge vielfältige Risiken: "Der Organismus eines Kindes ist nicht mit jenem eines Erwachsenen vergleichbar." Es bestehe ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen und falsche Dosierung.

Doch in Zukunft sollen auch bereits zugelassene Medikamente auf ihre Kindertauglichkeit geprüft werden, gab Gesundheitsminister Alois Stöger am Montag bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen bekannt: Gemeinsam mit der Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) wird das Ministerium den Aufbau eines Forschungsnetzwerkes finanzieren. "Wir wollen damit die Zahl der Medikamente, die explizit auch für Kinder zugelassen sind, erhöhen", sagt Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber.

Bessere Chancen

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Viele Eltern seien skeptisch, wenn sie eine Anfrage erhalten, ob ihr Kind an einer Studie teilnehmen könne. "Der Begriff Studie wird nach wie vor oft mit Experiment assoziiert, aber genau das ist nicht der Fall", betont Ladenstein. So hätten Kinder in Studien mit neuen Krebstherapien eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit: Dies hänge auch mit der engmaschigen Betreuung und Überwachung durch ein Team von Spezialisten und einen gleichbleibenden Ansprechpartner zusammen, der die gesamte Behandlung des Kindes koordiniere.

"Ich sage den Eltern meiner Patienten immer: Ihr Kind wird heute zu 80 Prozent gesund, weil wir in den vergangenen 30 Jahren forschen durften. Das ist auch ein Generationenvertrag", sagt die Onkologin. Für die Kinder gebe es lediglich eine minimale Mehrbelastung, etwa durch eine zusätzliche Blutabnahme oder ein zusätzliches EKG.

Kinderarzt Kerbl: "Das Ziel ist, dass die Kinder nicht nur die besten, sondern auch die sichersten Arzneimittel erhalten."

Gesundheitscheck für Jugendliche
Geld für Gesundheit: Seit Anfang des Jahres bietet die Sozialversicherungsanstalt der Gewerblichen Wirtschaft (SVA) ihren Versicherten das heftig diskutierte Programm "Selbstständig gesund" an: Vereinbaren Sie mit Ihrem Arzt Gesundheitsziele (z. B. weniger Gewicht, niedrigerer Blutdruck, mehr Bewegung, weniger Rauchen) und erreichen Sie dieses Ziel in einem bestimmten Zeitraum, halbiert sich Ihr SVA-Selbstbehalt von 20 auf 10 Prozent.

Ab 2013 soll dieses Programm auch auf die Kinder der Selbstständigen ausgeweitet werden, kündigte SVA-Obmann Peter McDonald am Rande der Alpbacher Gesundheitsgespräche gegenüber der APA an. Verhandlungen mit der Ärztekammer sind im Laufen. Dieser "Gesundheits-Check Junior" solle dazu führen, dass sich die Jugendlichen mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen, so McDonald.

Gesundheitsminister Alois Stöger lehnt das SVA-Modell ab: Er plädiert für eine generelle Abschaffung der Selbstbehalte. Diese seien eine Kranken-Strafsteuer.