Klimawandel und Katastrophen: Was die Wissenschaft beweist
Auf jede Katastrophe – ob Dürre oder Flut, ob extreme Hitze oder Kälte – folgt die Frage der Menschen: War der Klimawandel schuld?
Die Antwort, welchen Einfluss die Erderwärmung auf das Extremereignis hatte, ließ oft lange auf sich warten. So lange bis die Wissenschaftler ihre Studien fertiggestellt hatten. Das war oft zu lange, die Öffentlichkeit war nicht mehr interessiert. Entscheidungen, etwa über die Umsiedlung von Orten, waren schon getroffen worden. Ein weiterer, immer wichtiger werdender Aspekt: Entschädigungen für arme Länder, die nachweislich vom hohen CO2-Ausstoß der reichen Industrienationen betroffen sind. 38 Milliarden Tonnen CO2 waren es 2021.
Die World Weather Attribution-Initiative (WWA) liefert schnellere Antworten, zu finden unter www.worldweatherattribution.org. Das Netzwerk macht damit, was sich viele lange nicht getraut haben. Klimaforscherin Friederike Otto dazu: „Wir konnten uns nicht nur hinter Zukunftsprojekten verstecken.“ Jetzt werden Konsequenzen des Klimawandels benannt. Das von Otto und Geert Jan von Oldenborgh gegründete WWA errechnet, wie die Erderhitzung Phänomene beeinflusst. Die Initiative besteht aus Klimawissenschaftlern und Klimafolgenspezialisten.
Der Ausgangspunkt
Wetter ist ein chaotisches System, hat viele Ursachen. Der Klimawandel allein kann kein Wetterereignis auslösen. Aber er kann deutlichen Einfluss nehmen, wie wahrscheinlich ein Wetterextrem ist oder wie intensiv es ausfällt. Mittels Klimamodellen werden zwei Welten verglichen: Die aktuell beobachtete mit einer fiktionalen Welt mit Menschen aber ohne klimawirksame, fossile Treibhausgasemissionen und deren Folgen auf das System Erde. Unter Extremereignisse fallen z. B. Fluten mit mehr als 100 Toten, oder wenn mehr als die Hälfte der Bevölkerung eines Landes von einer Katastrophe betroffen ist.
Ausgegangen wird von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,2 Grad, verglichen mit dem Durchschnittswert von 1850 bis 1900.