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Kindermedizin: Wer Eltern hilft, hilft Kindern

Hat ein Kind eine Grippe oder ein gebrochenes Bein, ist der nächste Arzt nicht weit. "Bei der Akutversorgung ist Österreich in vielen Bereichen Weltspitze", sagt Klaus Vavrik, Primararzt und Mitglied in der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit.

Doch die Welt hat sich verändert. "Die modernen Zivilisationskrankheiten heißen Diabetes und Störungen im Bewegungsapparat - beides die Folge von Übergewicht. Auch psychische Störungen nehmen zu", berichtet der Kinderarzt. Doch: "Die nötigen Therapieplätze sind da leider oft Mangelware."

Günther Wawrowsky von der Ärztekammer hat deshalb letzte Woche an die Sozialversicherungen appelliert, die "Blockadehaltung" aufzugeben und eine zeitgemäße Versorgung sicherzustellen. Gesundheitsminister Alois Stöger will diese Woche Verbesserungsvorschläge präsentieren, die im Rahmen des "Kindergesundheitsdialogs" erarbeitet wurden. "Bei Logopäden oder Ergotherapeuten gibt es derzeit Wartefristen von einem Jahr", kritisiert Vavrik. "Wo es Therapeuten gibt, müssen Eltern oft 50 bis 80 Euro je Stunde aus ihrer Tasche zahlen." Die Folge: "Wohlhabende Eltern holen sich die Therapien auf dem freien Markt. Andere Kinder, die Hilfe vielleicht besonders dringend benötigen, können sich diese dann nicht leisten. Oder die Eltern nützen unqualifizierte Billigangebote."

Zahlen

Und woher weiß man, wie viele Therapieplätze nötig sind? "Leider gibt es in Österreich überhaupt keine aussagekräftigen Daten", beklagt der Mediziner. "Es ist höchst an der Zeit, dass wir da Studien machen." Aber nicht nur leistbare Therapieangebote fehlen. "Dringend notwendig wäre eine Vernetzung der Ärzte, die mit einem Kind zu tun haben. Gäbe es einen Koordinator, der den Eltern auch Diagnosen erläutert, käme das in Summe billiger. Denn jetzt passiert es häufig, dass Eltern mit ihrem Kind von einem Angebot zum nächsten laufen. Niemand erklärt ihnen die Diagnose."

Überhaupt ortet Vavrik ein Defizit bei Beratungsgesprächen: "Wenn Sie teure Medikamente oder Untersuchungen brauchen, zahlt die Krankenkasse das. Wenn Sie aber mit den Eltern intensiver arbeiten wollen, so finanziert das niemand."

Dabei wären Elterngespräche der Schlüssel zum "Gesundheitsglück": "Ist ein Kind zu dick, reicht es nicht, ihm zu sagen: ,iss weniger'. Die Lösung liegt bei den Eltern." Experten sind sich daher einig: "Am zielführendsten ist es, wenn Eltern schon während der Schwangerschaft begleitet werden."

Begleiten

In Bayern gebe es das flächendeckend: "Gruppen von sechs Paaren werden unterstützend begleitet, sich und ihr Kind besser verstehen zu lernen", so Vavrik. Der Vorteil gegenüber Elternführerscheinen: "Mütter und Väter erhalten nicht nur bloßes Wissen. Sie werden mit ihrer eigenen Kindheit konfrontiert. Wenn sie sich bewusst sind, welche Handlungsmuster sie übernommen haben, gelingt es leichter, diese bei eigenem Kind nicht anzuwenden." Beispiel: fettes und süßes Essen. "Daran gewöhnt sich der Geschmack in den ersten Lebensjahren. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder sich eher an Äpfel als an Schokolade gewöhnen."

MYKI: Wer Kinder schützt, wird ausgezeichnet

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Kinderschutzpreis MYKI wird heuer in Österreich erstmals ausgeschrieben. Projekte zum Schutz und zur Förderung von Kindern werden in fünf Kategorien prämiert. Neben einem Publikumspreis werden noch vier Bereiche ausgezeichnet: Förderung der körperlichen und seelischen Entwicklung von Kindern; Gewaltprävention und Aufklärung über Gewalt; Förderung der kindlichen Persönlichkeit und Bildung; materielle Sicherheit und gesellschaftliche Integration.

Teilnahme Privatpersonen, Unternehmen, Kinderschutzeinrichtungen und öffentliche Institutionen können sich bewerben. Projekte sind unter
www.kinderschutz-preis.at bis 30. Oktober, 12 Uhr einzureichen. Verleihung ist am 22. November.

Jury Eine hochkarätige Fachjury aus den Bereichen Medizin, Psychotherapie, Psychologie, Psychiatrie, Pädagogik, Anwaltschaft und Jugendwohlfahrt wählt aus allen eingereichten Projekten aus.

MYKI Abkürzung für "My kids", ausgeprochen wird es "Maiki". Motto: "Wir
alle tragen die Verantwortung für das Wohlergehen meiner,
deiner, unserer Kinder!" Finanziert werden die Preise von
privaten Sponsoren. Der Publikumspreis ist mit 3000 Euro dotiert, die jeweils anderen Kategorien sind es mit 2000 Euro.