Wo schwerkranke Kinder geborgen sind
Von Ingrid Teufl
Ryan kann nicht sprechen und keine Laute von sich geben. Doch lachen, das kann der Zweijährige ausgiebig, wenn er sich wohlfühlt. Obwohl es lautlos ist, sind seine Mimik, seine verschmitzten Augen und seine Gesten eindeutig. Dass der Bub positive Gefühle so ausdrücken kann, ist nicht selbstverständlich. Sein erstes Lebensjahr – also die Hälfte seines bisherigen Lebens – verbrachte er großteils im Krankenhaus. Auf der Intensivstation.
Kein leichter Start ins Leben
Heute krabbelt er dank zahlreicher spezieller Therapien eigenständig und kann stabil sitzen. "Er hat sich wirklich toll entwickelt", erzählt die Leiterin beim KURIER-Besuch. "Hohe Lebensqualität, durch viel Zuneigung und Wärme, eingebettet in die Intensivpflege und EDEN-Philosophie des 23-köpfigen Teams der Malteser Kinderhilfe, sind für die erstaunliche Entwicklung des kleinen Ryan maßgeblich." Aufgrund dieses hohen Pflegebedarfs kann der Bub derzeit nicht bei seinen Eltern leben.
Neues Wohnkonzept
Amstettner Unternehmerin finanzierte Errichtung
Das Haus trägt den Namen der Amstettner Unternehmerin Hilde Umdasch, die den gleichnamigen Konzern (u. a. Doka) jahrzehntelang leitete. Sie finanzierte die Errichtung, betrieben wird sie durch die eigens gegründete "Malteser Kinderhilfe". "Wir sind KR Hilde Umdasch sehr zu Dank verpflichtet", betont Veronika Karner. Die Einrichtung ist als "Palliatives Wohnhaus für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit lebensverkürzenden Diagnosen" geführt.
Die Bedürfnisse der jungen Bewohner sind aufgrund ihrer Krankheitsbilder höchst individuell. "Diese Kinder brauchen etwas anderes als andere kranke Kinder." Derzeit leben sieben Kinder mit unterschiedlichen Ansprüchen im weitläufigen, aus hellem Holz gebauten und lichtdurchfluteten Haus. Einige haben einen dauerhaften hochkomplexen Pflegebedarf, andere mit einer verkürzten Lebenszeit werden palliativ (schmerzlindernd) betreut. "Jedes Kind benötigt eine individuelle Pflege und Betreuung." Nur einer der zehn Betreuungsplätze ist als Hospizplatz gewidmet.
Individuelles pflegerisches Konzept
Menschliche Nähe ist wesentlicher Faktor
Fünf Mal, zwischen neun und 24 Uhr, erhält Marcel seine Spezialnahrung. Dazu kommen vier Mal zu bestimmten Uhrzeiten mehrere Medikamente über eine Sonde. Seinen Eltern ging es nicht nur darum, dass Marcel medizinisch gut versorgt ist, sondern um die menschliche Qualität. Daher hatten sie lange überlegt, ihren Sohn außer Haus betreuen zu lassen, wenn auch für kurze Zeit. "Uns wurde schon öfter angeboten, Marcel auch mal für eine Woche ins Krankenhaus zu geben. Aber das stand für uns niemals zur Debatte."
Positive Atmosphäre
Doch die Atmosphäre im Hilde Umdasch Haus überzeugte sie. "Man geht mit den Kindern ganz anders um als in Spitälern – sehr heimisch. Es wird sehr auf die Bedürfnisse der Kinder und die Wünsche der Eltern eingegangen. Das ist heute in den meisten Einrichtungen nicht möglich." Für das Paar waren es "die kleinen Dinge, die dieses Haus so besonders wirken lassen." Jeder auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmte Wohnraum ist liebevoll dekoriert. Durch große Fenster sind alle mit dem großen Garten im Inneren der Anlage verbunden.
Die kurze Auszeit war für die Familie trotz der Trennung ein Gewinn. "Es war nicht nur eine sehr wichtige Erholung für uns als Eltern. Auch Marcel konnte in dieser Woche eigene Erfahrungen machen. Wir hatten den Eindruck, dass er sehr glücklich war. Wir spürten, er konnte hier so sein, wie er ist."
Die Einrichtung
Das Haus bietet Platz für zehn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Diagnose, bei denen hochkomplexer Pflegebedarf gegeben ist. Die Errichtung wurde von der Amstettner Unternehmerin Hilde Umdasch übernommen. Ein 23-köpfiges, interdisziplinäres Team der Malteser Kinderhilfe betreibt es. Der laufende Betrieb wird durch Land NÖ, Beiträge der Eltern und Spenden finanziert.
Punsch- und Kekserl-Aktion
Am 25. 11. (14–18 Uhr, Stefan-Fadinger-Str. 34, 3300 Amstetten, NÖ) lädt das Team zu Punsch und verkauft kreative Weihnachtskekse, die in acht Amstettner Schulen gebacken wurden.