Herzstillstand: Viel mehr könnten überleben
Von Ernst Mauritz
Mindestens 10.000 Mal pro Jahr kommt es in Österreich zu einem Herzstillstand außerhalb des Spitals. "Aber nur 15 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher unternehmen im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes überhaupt den Versuch zu reanimieren", sagt Oberarzt Michael Lang, Leiter des Referats für Notfall- und Rettungsdienste sowie Katastrophenmedizin in der Österreichischen Ärztekammer und Präsident der Ärztekammer für Burgenland. In Österreich werden derzeit zehn Prozent dieser Patienten - also rund 1000 - gerettet: Sie überleben und können nach der Entlassung aus dem Spital ihr bisheriges Leben wieder aufnehmen. "Aber das Potenzial liegt bei dem Zwei- bis Dreifachen", sagt Univ.-Doz. Michael Baubin, Vorsitzender des Österreichischen Rats für Wiederbelebung und Bereichsoberarzt für Notfallmedizin an der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Innsbruck. "Die Schwachstelle liegt bei den Ersthelfern", sagt Baubin.
Im Regelfall vergehen im Schnitt acht bis zehn Minuten zwischen dem Einlangen eines Notrufs und dem Eintreffen des Rettungsteams. Aber bereits nach drei Minuten treten die ersten irreversiblen Hirnschäden auf. "Diese drei Minuten sind genau das Zeitfenster, in dem ein Ersthelfer mit der Reanimation beginnen muss." Und hier ist die Herzdruckmassage am Wichtigsten: "Die Beatmung kann in den ersten Minuten zurückstehen", sagt Baubin. Denn beim "klassischen" Herz-Kreislauf-Stillstand ist im Blut des Erwachsenen noch so viel Restsauerstoff, dass es anfangs ausreicht, die Herzdruckmassage durchzuführen (100 Mal in der Minute in der Mitte des Brustkorbs kräftig drücken).
Automatisiert
In Schweden oder den Niederlanden beginnen bis zu 60 Prozent der Ersthelfer mit der Reanimation. Der Grund: Dort wird das bereits in den Schulen regelmäßig trainiert. "Reanimation sollte ein eigener Unterrichtsgegenstand sein. Im Abstand von 14 Tagen bis ein Monat sollte regelmäßig geübt werden, damit sich die Kenntnisse automatisieren und man im Ernstfall nicht mehr nachdenken muss", sagt Lang.
"Erste Hilfe und Unfallverhütung sind zwar grundsätzlich in den österreichischen Lehrplänen verankert, aber viele Bestimmungen derzeit haben nur Empfehlungscharakter", sagt Schulärztin Gudrun Weber, Leiterin des Schulärzte-Referats in der Österreichischen Ärztekammer. Das Erlernen und regelmäßig Üben von Reanimation könnte Teil eines Faches Gesundheitslehre werden, so Weber. "Derzeit werden Erste-Hilfe-Kenntnisse häufig über Eigeninitiative von Lehrern und Schulärzten vermittelt", so Weber: "Aber es bräuchte eine stärkere Verankerung im Unterricht." Um wirksam reanimieren zu können reicht ein Körpergewicht von 40 bis 45 Kilogramm aus - das erreichen heute die Elf- bis 13-Jährigen.
Ein Video des Roten Kreuzes zeigt, was man im Falle eines Herzinfarktes tun soll.
Beim Herzinfarkt zählt jede Minute - deshalb ist es wichtig, die Symptome zu erkennen. Bei diesen Anzeichen sollten Sie rasch handeln und den Notarzt rufen.
1. Starke Schmerzen im Brust/Herzbereich: Wenn diese länger als fünf Minuten dauern, sie auch in andere Körperregionen ausstrahlen (Arme, Beine, Oberbauch, zwischen Schulterblättern und auf dem Rücken, auch in Hals oder Zähle), ist sehr schnelles Handeln angesagt!
2. Starkes Brennen im Brust/Herzbereich.
3. Übelkeit, Erbrechen, Luftnot. Dies gehört zu den so genannten "unspezifischen" Zeichen (häufiger bei Frauen), sie können auch mit anderen Erkrankungen, die harmloser sind, einhergehen. Wenn diese Beschwerden aber besonders auffällig und intensiv bzw. mit oben genannten Symptomen auftreten, dann bitte einen Arzt rufen.
4. Angst/Engegefühl in Verbindung mit Schweißausbrüchen, fahle Haut.
5. Symptome bei weiblichem Infarkt: Bei Frauen zeigt sich ein Herzinfarkt oft anders - etwa durch Atemnot, Oberbauchbeschwerden, Kreislaufzusammenbruch und Bewusstlosigkeit, Druck im Brustbereich, Kurzatmigkeit, Schmerzen in Wirbelsäule/Arm. Manche Symptome kündigen sich schon länger an. Wichtig: Frauen unterschätzen diese Symptome und kommen oft zu spät zum Arzt.