Herzschwäche: Die Krankheit des 21. Jahrhunderts
Von Ernst Mauritz
300.000 Betroffene gibt es bereits in Österreich – und die Zahl nimmt kontinuierlich zu: "Herzschwäche" (Herzinsuffizienz) wird von vielen Experten bereits als "neue Volkskrankheit" bezeichnet.
Doch vielfach werden die Verbreitung und auch die Gefährlichkeit der Erkrankung noch unterschätzt: Fünf Jahre nach der Diagnose sind 50 bis 80 Prozent der Patienten verstorben. "Wir haben heute sehr gute Behandlungsmöglichkeiten, und man kann mit Medikamenten beim Herzversagen mehr bewirken als beim Nieren- oder Leberversagen", sagt Laufer: "Aber wir schöpfen das Potenzial der Therapien nicht aus." Der Grund, so Hülsmann: "Nur die Hälfte der Patienten nimmt die Medikamente regelmäßig und in der richtigen Dosierung."
Alle einbinden
In Europa gebe es hier noch Nachholbedarf: "Wir bräuchten sogenannte Disease-Management-Programme, in denen – je nach Schwere der Erkrankung – die Patienten nach Richtlinien kontinuierlich betreut und begleitet werden."
Wichtig sei auch die frühe Diagnose: "Leiden ältere Menschen z. B. an Atemnot, sollte rasch die Ursache abgeklärt werden." Mit der Messung des Herzhormons BNP im Blut wird abgeklärt, ob die Symptome tatsächlich von einem schwachen Herzen – oder etwa von der Lunge – kommen. "Dieses Hormon wird vermehrt gebildet, wenn das Herz belastet ist. Bei einem niedrigen Wert kann eine Herzschwäche ausgeschlossen werden. Aber im niedergelassenen Bereich wird dieser Test von den Kassen nicht bezahlt."
Medizintechnik
Bei vielen Herzschwäche-Patienten kommt es auch zu sogenannten Reizleitungsstörungen, betont Laufer: Verschiedene Abschnitte der linken Herzkammer ziehen sich zeitversetzt zusammen. Spezielle Schrittmacher sorgen dafür, dass die Herzkammerwände wieder zur gleichen Zeit kontrahieren (Resynchronisationstherapie) – und sich so die Pumpleistung erhöht. Implantierte Defibrillatoren schützen die Patienten vor dem plötzlichen Herztod als Folge eines Kammerflimmerns. Und es gibt mechanische Herzunterstützungspumpen, die einen großen Teil der Pumpfunktion übernehmen: "Hier kommt jetzt eine ganz neue Generation, die nur mehr so groß wie ein Daumen ist . Das ist ein Wunderwerk der Technik."