Hepatitis C verliert ihren Schrecken
Von Ute Brühl
Die Leber hat ein schlechtes Image: Sie ist die stinkende Kläranlage im Körper. Vielleicht ein Grund, warum die Österreicher diesem Organ zu wenig Beachtung schenken. Am Welt-Hepatitis-Tag am Samstag wollen Mediziner darauf aufmerksam machen, wie gefährlich eine Infektion der Leber besonders mit Hepatitis C ist – falls sie nicht frühzeitig erkannt wird. Noch vor einigen Jahren führte die Krankheit in den meisten Fällen zu Leberzirrhose und Krebs. Heute ist sie zu meist heilbar. Nur wenn die Leber schon sehr geschädigt ist, sind die Chancen auf Genesung gering.
Univ. Prof. Harald Hofer vom AKH Wien spricht von einer echten Revolution, die es in den vergangenen Jahren bei der Therapie von Hepatitis C gegeben habe: „Noch vor einigen Jahren wurden nur 40 bis 50 Prozent aller Patienten geheilt, die mit dem Hepatitis-Typ C 1 infiziert wurden. Dieser kommt in Österreich besonders häufig vor." Ist die Leber nur leicht geschädigt, wenn die Infektion entdeckt wird, „werden heute fast 100 Prozent geheilt".
Den Erfolg bringen sogenannte Protease-Hemmer – Enzyme, die das Erbgut der Viren angreifen und sie an der Vermehrung hindern. Diese Enzyme müssen die Patienten in Tabletten-Form zu sich nehmen, zusätzlich zu den beiden Wirkstoffen, die schon bisher zur Behandlung eingesetzt wurden.
Dunkelziffer
Etwa 80.000 Menschen leiden in Österreich unter chronischer Hepatitis C. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Denn von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es manchmal 20 Jahre und mehr.
Die Krankheit bleibt unentdeckt, weil nach einer Ansteckung nur wenige Menschen die typischen Symptome zeigen: Gelbsucht, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen. Gastroenterologe Univ-Prof. Peter Ferenci (AKH Wien) rät Risikogruppen, sich untersuchen zu lassen.
Stellen die Ärzte fest, dass ein Patient tatsächlich an Hepatitis C erkrankt ist, ist es für Betroffenen meist ein großer Schock. „Aufklärung über die Krankheit und eine psychologische Betreuung bauen Ängste ab", sagt Univ-Prof. Gabriele Moser vom AKH. Hilfe brauchen Infizierte auch während der Therapie. „Eine Nebenwirkung können Depressionen sein, die nach der Behandlung aber meist wieder verschwinden."
Risiko: Bluttransfusionen vor 1992
Infektionsweg Hepatitis C wird durch Blut übertragen. Deshalb gehören Menschen, die vor 1992 eine Bluttransfusion erhalten oder Plasma gespendet haben, zu den Risikogruppen – ebenso Drogenabhängige, die schmutzige Spritzen verwenden. Beim Sex wird das Virus sehr selten (z. B. während der Menstruation) übertragen.
Lebensstil Wer gesund lebt, wenig Alkohol trinkt und nicht übergewichtig ist, hat eine bessere Chance auf Heilung.
Infektiöse Hepatitis
Hepatitis A: Übertragung durch verunreinigte Speisen und Getränke. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 7 Wochen. Verlauf: kaum chronisch. Schutzimpfung möglich.
Hepatitis B: Übertragung durch Blut, Sperma, Speichel, aber auch durch unsaubere Geräte beim Tätowieren und Piercen. Die Inkubationszeit beträgt 4 Wochen bis 6 Monate. Verlauf: 10% chronische Verläufe. Schutzimpfung möglich.
Hepatitis C: Übertragung durch infiziertes Blut, Nadeltausch bei Drogenkonsum. Die Inkubationszeit beträgt 2 Wochen bis 6 Monate. Häufig chronische Verläufe. Schutzimpfung gibt es keine.
Hepatitis D: Sehr seltener Erreger, der sich nur in Verbindung mit dem Hepatitis-B- Virus vermehren kann. Übertragung durch infiziertes Blut, ungeschützten Sex, Nadeltausch bei Drogenkonsum. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 6 Wochen. Chronische Verläufe sind möglich. Es gibt eine Schutzimpfung.
Hepatitis E: Sehr seltene Form. Übertragung durch Nahrungsmittel, Wasser. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 6 Wochen. Bei 10% der Fälle schwerer Verlauf, der tödlich endet. Schutzimpfung gibt es keine.