Heavy Metal Fans sind glücklichere Menschen
Von Ernst Mauritz
Die ersten Studien auf diesem Gebiet Anfang der 90-er Jahre kamen zu Ergebnissen, die man sich auf den ersten Blick erwartete: Teenager, die Heavy-Metal-Fans sind, seien aggressiver als andere, ihr Verhalten sei deutlich risikobereiter (höherer Alkohol- und Drogenkonsum, rascheres Autofahren, mehr Sexualpartner). Siie seien auch weniger optimistisch, depressiver und mehr selbstmordgefährdet. "Die Attraktion von Heay Metal Musik ist die Botschaft, dass eine höhere Kraft die Welt kontrolliert - und diese Kraft ist der Hass", so ein Psychologe in den 90-er Jahren. Damit passten diese Ergebnisse zu verbreiteteten Vorurteilen in der Bevölkerung: Klar, das müsse ja so sein, bei der Musik, kein Wunder.
377 Testpersonen
Wissenschafter des Departments für Psychologie der Humboldt State University und der University of California wollten jetzt wissenschaftlich erheben, ob aus den vielen Heavy-Metal-Fans der 80-er Jahre tatsächlich lauter gescheiterte, depressive und verrohte Existenzen geworden sind.
377 Probanden nahmen an der Studie teil, darunter 144 gereifte Metal-Fans (Durchschnittsalter 44 Jahre, einige davon auch aktive Musiker) sowie 80 gleichaltrige Probanden und 153 Studenten, die nie ein Faible für diese Musikform hatten.
Nichts versäumt
Und die Ergebnisse - sie wurden im Journal Self and Identity veröffenticht _ passten nicht in die gängigen (Vor-)Urteile:
- Zwar bestätigte sich, dass die Hevy-Metal-Fans in ihrer Jugend mehr als die Vergleichsgruppen einem riskanteren "sex, drugs and rock-n-roll"-Lebensstil frönten. So waren ihr Alkoholkonsum und auch die Anzahl der Sexualpartner größer.
- Allerdings: Die Metal-Fans gaben an, in ihrer Jugend deutlich glücklicher gewesen zu sein als die Vergleichsgruppen. Und das, obwohl sie zum Teil mit deutlich härteren Herausforderungen in ihrer Jugend (Scheidung der Eltern, generell problematischere Familienverhältnisse, Armut) zu kämpfen hatten.
- Und zum Zeitpunkt der Studie waren alle drei Gruppen mit ihrem Leben im gleichem Ausmaß zufrieden.
- Die Metal-Fans beklagten in deutlich geringerem Ausmaß (nur jeder Dritte), in ihrer Jugend etwas versäumt zu haben wie die gleichaltrige Vergleichsgruppe (51 Prozent).
- 67 Prozent der Erwachsenen, die sich nie für die Metallmusik interessiert hatten, haben schon einmal in ihrem Leben psychologischen Rat wegen emotionaler Probleme gesucht - bei den aktiven Heavy-Metal-Musikern waren es hingegen nur 20 Prozent.
- In allen Gruppen war das Ausbildungsniveau vergleichbar.
- Und die Metalheads haben auch nicht öfter am Arbeitsplatz gefehlt wegen körperlicher oder psychischer Probleme als die anderen Erwachsenen.
"Die Heavy Metal Groupies fanden Trost in ihrer Musik und in ihrer Metal Community eine Möglichkeit, ihren Emotionen mit Gleichgesinnten Ausdruck zu verleihen", so die Studienautoren.
Schutzfunktion
Fazit: Für Jugendliche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, übt Heavy Metal - als das Gegenteil vom Mainstream - große Attraktivität aus. "Gleichzeitig haben solche Randkulturen aber auch eine Schutzfunktion und fördern die Entwicklung einer eigenständigen Identität in einer problembeladenen Jugend."
Allerdings: Eine kleine Gefahr gibt es für Heavy-Metal-Fans schon: In seltenen Fällen kann das Headbanging bei den Konzerten gefährlich werden. So berichteten Wissenschafter der Medizinischen Hochschule Hannover im Jahr 2014 von einem 50-Jährigen, der beim wilden Schütteln des Kopfes im Takt der Musik eine Hirnblutung erlitten hatte. So etwas sei aber "extrem selten".