Wissen/Gesundheit

West-Nil-Virus breitet sich laut Drosten in Deutschland aus

"Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen", sagte Virologe Christian Drosten der Funke Mediengruppe am Wochenende. Die Mücken kämen inzwischen in Berlin und in weiten Teilen im Osten Deutschlands vor. Anlass zur Panik bestehe laut Drosten nicht, "aber schwere Verläufe können zu bleibenden Behinderungen führen." Daher spricht er sich für eine Beobachtung der Lage in Deutschland aus.

Das West-Nil-Virus kann von einer großen Anzahl verschiedener Gelsen-Arten übertragen werden, in Mitteleuropa hauptsächlich durch die heimische Gelse. In Österreich beobachtet die AGES die Lage im Rahmen des Gelsen-Monitorings.

Das Virus ist in Afrika, Israel, Westtürkei, Mittleren Osten, Indien, und Nord- und Mittelamerika endemisch. Schon vergangenen Sommer hatte die europäische Gesundheitsbehörde ECDC gemeldet, dass Infektionen in Europa zunehmen: EU-weit infizierten sich im vergangenen Jahr rund 200 Menschen mit dem West-Nil-Virus - auch in Österreich. Mit Abstand die meisten Ansteckungen verzeichnete Italien, wo es zudem zehn Todesfälle gab.

Übertragung

An dem Virus erkranken Vögel, aber auch Pferde und Menschen nach dem Stich durch eine infizierte Stechmücke. Das Virus kann nicht durch zwischenmenschliche Kontakte übertragen werden - eine schnelle Ausbreitung unter Menschen ist deshalb unwahrscheinlich. In seltenen Fällen kann die Infektion durch Blutspenden oder Spenderorganen übertragen werden. Eine Schutzimpfung gibt es nicht.

Beim Menschen verläuft die Infektion überwiegend unauffällig oder mild. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln eine fieberhafte Erkrankung, die drei bis sechs Tage andauert: Die Symptome sind plötzlich hohes Fieber, Muskelschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.

Rund einer von 100 Infizierten erkrankt schwer und es kommt zu schweren Verläufen mit Hirnhaut- oder Hirnentzündung.

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Klimawandel

Durch den Klimawandel verbreitet sich der Krankheitserreger leichter: "Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch weil es nicht mehr kalt genug wird", sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg berichtete vergangenes Jahr im Interview mit dem KURIER: "Wir können im Labor nachweisen, dass sich Viren in Stechmücken schneller vermehren können, wenn die Temperaturen höher sind. Da gibt es einen klaren kausalen Zusammenhang zur Klimaerwärmung."

Herausragend war etwa das Hitzejahr 2018, wo es in mehreren europäischen Ländern zu West-Nil-Ausbrüchen kam – in Österreich wurden 21 Fälle bestätigt. Das West-Nil-Virus übersteht inzwischen auch österreichische Winter. 

Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff geben, so Drosten. "Die Forschung dazu läuft."