Welche Corona-Maßnahmen besonders effektiv sind
Wenig Menschen auf einem Fleck: Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen und die Schließung von Schulen und Hochschulen waren von Jänner bis Mai 2020 wohl die effektivsten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Der Shutdown des Handels dagegen brachte weniger. Dies geht aus einer britischen Studie hervor, die verschiedene staatliche Eingriffen in das öffentliche Leben in 41 Ländern überprüfte. Die Vorschrift, zu Hause zu bleiben, wirkte sich kaum aus.
Eine internationale Forschergruppe um Jan Brauner an der University of Oxford verwendete die Fallzahlen von Covid-Erkrankten und Verstorbenen, die das Coronavirus Resource Center der Johns Hopkins University in Baltimore (Maryland, USA) täglich zusammen trägt. Diese Daten setzten die Wissenschaftler über ein Computermodell in Beziehung zu einzelnen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheit, wie sie in 34 europäischen und sieben nicht-europäischen Ländern ergriffen worden sind.
Ländervergleich erlaubt Einschätzung der Maßnahmen
Die Effektivität maßen die Forscher über die Verringerung der Reproduktionszahl R, die ohne staatliche Eingriffe bei 3,3 lag.
Dass die einzelnen Maßnahmen in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschlossen wurden, half den Forschern, den Effekt der einzelnen Vorschriften zu berechnen. „Wenn alle Länder am selben Tag die gleichen nicht-pharmazeutischen Eingriffe vornehmen würden, wäre die individuelle Wirkung jedes nicht-pharmazeutischen Eingriffs nicht erkennbar“, schreiben die Studienautoren in der Fachzeitschrift Science. Weil Schulen und Hochschulen in fast allen Ländern zur selben Zeit geschlossen wurden, konnte der Effekt dieser Maßnahmen nicht einzeln berechnet werden, sondern nur als Zusatzeffekt.
Versammlungsverbot und Schulschließung
Als „sehr effektiv“ bezeichnen Brauner und Kollegen eine Maßnahme, wenn der errechnete Medianwert für die Verringerung der Reproduktionszahl bei über 35 Prozent liegt. Dies ist beim Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen und der Schließung der Schulen und Hochschulen der Fall. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. Dies führt dazu, dass der Effekt beim Versammlungsverbot im Bereich von 17 bis 60 Prozent liegt, bei der Schul- und Hochschulschließung im Bereich von 16 bis 54 Prozent.
"Hausarrest" wenig erfolgreich
Mäßige Effekte ergaben sich aus den Versammlungsverboten für mehr als 100 Personen (34 Prozent) und mehr als 1000 Personen (23 Prozent). Gleiches gilt für das Schließen von Einrichtungen, die hinsichtlich der Pandemie als risikoreich gelten, wie Restaurants, Nachtclubs, Kinos und Fitnessstudios (18 Prozent). Etwas effektiver war das Öffnungsverbot für alle außer den lebensnotwendigen Geschäften (27 Prozent). Der Effekt der Vorgabe, das Haus nur für wenige erlaubte Tätigkeiten zu verlassen, konnte nicht einzeln ermittelt werden. Als zusätzliche Maßnahme zu den anderen genannten lag ihr Effekt bei nur 13 Prozent.
Richtwerte
Die Autoren der Studie geben zu bedenken, dass die Unsicherheiten bei ihrer Modellierung nicht gering sind, aber sie schreiben: „Während die genauen Effektivitätsschätzungen mit den Modellannahmen variieren, sind die allgemeinen Schlussfolgerungen unter 206 experimentellen Bedingungen in elf Sensitivitätsanalysen weitgehend stabil.“