Wissen/Gesundheit

Weltweite Müttersterblichkeit steigt "dramatisch" an

Jedes Jahr sterben weltweit 300.000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt, der Großteil davon in Entwicklungsländern. Durch die Corona-Pandemie droht diese schon sehr hohe Zahl "dramatisch" zu steigen, warnte die Hilfsorganisation Care Österreich. Hinweise gibt es bereits: Daten aus Ländern wie Bangladesch, Nigeria und Südafrika würden bei der Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen bereits einen Anstieg von bis zu 30 Prozent aufweisen.

"In ärmeren Ländern sind Kliniken stark überlastet und können nur noch Personen mit Covid-19-Symptomen behandeln", erzählte Care-Geschäftsführerin Andrea Barschdorf-Hager am Mittwoch in einer Aussendung. "Vielerorts weisen Krankenhäuser gebärende Frauen ab, weil das medizinische Personal keine Schutzkleidung hat und fürchtet, sich mit Covid-19 anzustecken. In Simbabwe etwa können nur noch die Hälfte aller Schwangeren vorgeburtliche Untersuchungen wahrnehmen. Die Zahl der Frauen, die in einer Klinik ihr Kind zur Welt bringen, hat sich dort um zwei Drittel reduziert." Besonders hoch ist die Müttersterblichkeitsrate in der Sahelzone.

Versorgung rund um Geburten eingeschränkt

Vor allem seien es die indirekten Folgen von Covid-19, die zu einer erhöhten Sterblichkeit von Frauen führen, wurde in der Aussendung deutlich gemacht. Die Bekämpfung der Pandemie schränke die Gesundheitsversorgung rund um Geburten stark ein. Behandelbare Komplikationen wie Blutungen, Infektionen und Bluthochdruck würden die überwiegende Mehrheit der Todesfälle bei Müttern verursachen.

Es fehle auch an medizinischem Personal. Viele Mitarbeitende des Gesundheitswesens, einschließlich der Hebammen, würde bei der Betreuung von Corona-Patientinnen und -Patienten gebraucht.

Care Österreich hielt in der Aussendung auch klar die traurige Prognose fest: "Durch die Pandemie werden Fortschritte im Kampf gegen Müttersterblichkeit weltweit vernichtet." Dabei wurde auch auf Ergebnisse des norwegischen Forschungsinstituts CMI verwiesen, wonach massiv eingeschränkte Gesundheitsdienste die Erfolge des Landes Peru bei der Senkung der Müttersterblichkeit um mindestens fünf Jahre zurück geworfen hätten.

Die Möglichkeiten, Schwangerschaftsvorsorge und Familienplanungen in Anspruch zu nehmen, sind weltweit durch Lockdowns reduziert. Schulschließungen und wirtschaftliche Nöte führen zudem zu mehr Teenagerschwangerschaften gerade in ärmeren Ländern. Mit Blick auf die Situation in den Entwicklungsländern forderte die Hilfsorganisation Entscheidungsträger und -trägerinnen im Gesundheitswesen dazu auf, dringend Strategien zu entwickeln und umzusetzen, um eine sichere Versorgung von Schwangeren auch während einer Pandemie zu gewährleisten.