Studie: Können Brustimplantate Krebs verursachen?
Brustvergrößerungen gehören nach wie vor weltweit zu den beliebtesten Beauty-Eingriffen. Doch wie steht es um die Sicherheit der Implantate? Ein Team unter der Leitung von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat nun analysiert, wie die unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheit von Implantaten unerwünschte Wirkungen beeinflusst, zu denen in seltenen Fällen auch eine Art von Lymphomen gehören kann.
"Die Oberflächentopographie eines Implantats kann drastisch beeinflussen, wie das Immunsystem es wahrnimmt, und das hat wichtige Auswirkungen auf das (Implantat-)Design", sagt Omid Veiseh von der MIT. "Wir hoffen, dass diese Arbeit eine Grundlage für Plastische Chirurgen bietet, um zu bewerten und besser zu verstehen, wie die Wahl des Implantats die Erfahrung des Patienten beeinflussen kann."
Raue Implantate stimulieren entzündliche Reaktionen
Brustimplantate aus Silikon werden seit den 1960er Jahren verwendet, und die ersten Versionen hatten glatte Oberflächen. Bei diesen Implantaten kam es jedoch häufig zu einer Komplikation, der so genannten Kapselfibrose, bei der sich Narbengewebe um das Implantat bildet und es zusammendrückt, was zu Schmerzen sowie zu sichtbaren Verformungen des Implantats führt. Diese Implantate konnten auch nach dem Einsetzen verdrehen, so dass sie chirurgisch wieder angepasst oder entfernt werden mussten.
In den späten 1980er Jahren begannen einige Firmen mit der Herstellung von Implantaten mit rauerer Oberfläche, in der Hoffnung, die Rate der Kapselfibrosen zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass die Implantate besser am Gewebe "haften", um an Ort und Stelle bleiben.
Im Jahr 2019 forderte die FDA jedoch einen Brustimplantathersteller auf, alle hochtexturierten Brustimplantate (ca. 80 Mikrometer), die in den USA vermarktet werden, wegen des Risikos von Brustimplantat-assoziierten anaplastischen großzelligen Lymphomen, einer Krebsart des Immunsystems, zurückzurufen.
Eine neue Generation von Brustimplantaten, die bereits seit einem Jahrzehnt auf dem Markt ist und über eine einzigartige und patentierte Oberflächenarchitektur verfügt, die nicht nur einen geringen Grad an Oberflächenrauhigkeit mit durchschnittlich etwa 4 Mikrometern, sondern auch andere spezifische Oberflächeneigenschaften wie Schrägheit und die Anzahl, Verteilung und Größe der Kontaktpunkte, die auf zelluläre Dimensionen optimiert sind, umfasst, wurde entwickelt, um diese Komplikationen zu verhindern.
Im Jahr 2015 taten sich Doloff, Veiseh und Forscher von Establishment Labs zusammen, um zu untersuchen, wie diese einzigartige Oberfläche sowie andere üblicherweise verwendete Oberflächen mit dem umgebenden Gewebe und dem Immunsystem interagieren. Zunächst testeten sie fünf handelsübliche Implantate mit unterschiedlichen Topographien, einschließlich des Rauheitsgrads. Darunter befand sich das stark texturierte Implantat, das zuvor zurückgerufen worden war, eines, das völlig glatt ist, und drei, die irgendwo dazwischen liegen. Zwei dieser Implantate hatten die oben erwähnte neuartige Oberflächenarchitektur, eines mit einer Rauheit von vier Mikrometern und eines mit einer Rauheit von 15 Mikrometern, hergestellt von Establishment Labs.
In einer Studie stellten die Forscher fest, dass das Gewebe, das den rauen Implantatoberflächen ausgesetzt war, Anzeichen einer erhöhten Aktivität von Makrophagen zeigte - Immunzellen, die normalerweise fremde Zellen und Ablagerungen beseitigen.
Alle Implantate stimulierten Immunzellen, sogenannte T-Zellen, aber auf unterschiedliche Weise. Implantate mit raueren Oberflächen stimulierten mehr pro-inflammatorische T-Zell-Reaktionen, während Implantate mit der einzigartigen Oberflächentopographie, einschließlich einer durchschnittlichen Rauheit von vier Mikrometern, T-Zellen stimulierten, die die Gewebeentzündung zu hemmen scheinen.
Die Ergebnisse der Forscher deuten darauf hin, dass rauere Implantate am umliegenden Gewebe reiben und mehr Irritationen verursachen. Dies könnte eine Erklärung dafür bieten, warum die raueren Implantate zu Lymphomen führen können: Die Hypothese ist, dass ein Teil der Textur abblättert und sich im umliegenden Gewebe festsetzt, wo es eine chronische Entzündung provoziert, die schließlich zu Krebs führen kann.
Die Ergebnisse könnten dabei helfen, in Zukunft biokompatiblere Implantate zu entwerfen, sagen die Forscher.