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Rauchstopp nach Krebsdiagnose: Hat das noch einen positiven Effekt?

Rauchen erhöht das Krebsrisiko enorm - das ist ein bekanntes Faktum. Ein Rauchstopp kehrt diese Entwicklung um: Zehn Jahre nach der letzten Zigarette hat sich etwa das Risiko für Lungenkrebs halbiert, schreiben die "Lungenärzte im Netz". "Gibt man das Rauchen vor dem 40. Lebensjahr auf, sinkt das Risiko einer auf das Rauchen zurückzuführenden Todesursache um rund 90 Prozent", heißt es bei der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC).  Aber welchen Effekt hat ein Rauchstopp erst nach der Diagnose einer Krebserkrankung? Einen derart deutlichen, dass die Autorinnen und Autoren einer neue Studie des Anderson Cancer Center der Universität von Texas von einem "großen Anreiz", mit dem Rauchen aufzuhören, schreiben.

Das Forschungsteam konnte zeigen, dass sich die Überlebenschancen deutlich erhöhten, wenn Patientinnen und Patienten innerhalb von sechs Monaten nach der Krebsdiagnose das Rauchen beendeten. 

  • Durch Krebs verursachte Todesfälle gingen bei einem zeitnahen Rauchstopp um 22 bis 26 Prozent zurück im Vergleich zu weiterhin rauchenden Krebspatienten.
  • Wer innerhalb von sechs Monaten nach der Krebsdiagnose mit einer Rauchentwöhnung begann und drei Monate später komplett rauchfrei war, konnte in dieser Studie die durchschnittliche Lebenszeit nach der Diagnose verdoppeln - und zwar von 2,1 Jahren bei den Rauchern auf 3,9 Jahre bei den Nichtrauchern.

 "Unsere Forschung unterstreicht die entscheidende Rolle einer frühzeitigen Raucherentwöhnung als wichtige klinische Maßnahme für Patienten, die sich einer Krebsbehandlung unterziehen", wird der Erstautor der Studie, Paul Cinciripini, in einer Aussendung zitiert.

Wird nach einer Krebsdiagnose weiter geraucht, hat das mehrere negative Effekte: Einerseits erhöht sich das Risiko für ein Fortschreiten der Krebserkrankung und für eine durch das fortgesetzte Rauchen ausgelöste zweite Krebserkrankung. Dadurch steigt der Prozentsatz der Sterbefälle an Krebs aber auch die Sterblichkeit an anderen Erkrankungen innerhalb des Studienzeitraums. Und es verlangsamt die Erholung nach einer Operation. 

Für diese Studie, sie ist im Fachjournal JAMA Oncology erschienen, wurde eine Gruppe von 4.526 Raucherinnen und Rauchern untersucht, bei denen Krebs diagnostiziert worden war und die eine Entwöhnungsbehandlung erhielten. Zu den Patienten gehörten Männer und Frauen im Alter von 47 bis 62 Jahren. 

Rauchstopp bringt auch nach Lungenkrebs-Diagnose etwas

Ein Rauchstopp nach einer Krebsdiagnose ist nicht selbstverständlich: "Obwohl bekannt ist, dass Rauchen Lungenkrebs verursachen kann und eine Krebsdiagnose für die meisten Patienten gewiss einen Schock bedeutet, rauchen rund die Hälfte der Raucher trotzdem weiter", schreiben die Lungenärzte im Netz. Dass es bei einer Lungenkrebs-Diagnose zu spät sei, mit dem Rauchen aufzuhören, sei ein Irrglaube.

Bereits 2021 zeigte eine Studie mit mehr als 500 Teilnehmenden: Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs überlebten fast zwei Jahre länger, wenn sie nach der Diagnose das Rauchen aufgaben, als Raucher, die weiterrauchten - und zwar 6,6 gegenüber 4,8 Jahre. 

Außerdem lebten sie länger ohne Fortschreiten ihrer Krebserkrankung (5,7 gegenüber 3,9 Jahre) und erreichten häufiger die 5-Jahres-Überlebensrate (61 gegenüber 49 Prozent). Diese Ergebnisse "legen nahe, dass eine Tabakentwöhnung nach der Diagnose 'Lungenkrebs' das Gesamtüberleben und das progressionsfreie (ohne Fortschreiten der Erkrankung, Anm.) Überleben der Patienten erheblich verbessern kann", kommentierte Christian Taube, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung, diese Studie.

"Wahrscheinlich weisen aber diejenigen Patienten, die es schaffen, direkt nach der Lungenkrebsdiagnose das Rauchen aufzuhören, auch insgesamt eine größere Therapietreue und eine gesündere Lebensweise z. B. hinsichtlich Ernährung, Alkoholkonsum und Bewegung auf. Was erheblich dazu beigetragen haben kann, die Überlebensrate nach dem Rauchstopp zu steigern.“