"Mask Mouth": Das Bedecken des Mundes hat eine übelriechende Nebenwirkung
Während des Lockdowns galten Zahnarztpraxen ansteckungstechnisch als gefährlicher Ort. Für die Übertragung von SARS-CoV-2 sind die beim Husten, Niesen oder Sprechen ausgeschiedenen Tröpfchen relevant.
Da das Virus im Mund- und Rachenraum sitzt, und man sich vorstellt, dass der Zahnarzt dort bohrt und es Speicheltröpfchen regnet, erscheint das hohe Risiko schlüssig.
Wer nicht an akuten Schmerzen litt, sagte Termine zur routinemäßigen Kontrolle oder Mundhygiene berechtigterweise ab. Zahnmediziner dürften nun beim Wiedersehen mit ihren Patienten unschöne Entdeckungen machen. Das berichtet jedenfalls die New York Post unter Berufung auf Erfahrungsberichten von Zahnärzten.
Phänomen "Maskenmund"
"Wir sehen Entzündungen des Zahnfleisches bei Menschen, bei denen es immer gesund war, und Karies, den sie noch nie zuvor hatten", sagt etwa der New Yorker Zahnarzt Rob Ramondi gegenüber der New York Post.
"Ungefähr 50 Prozent unserer Patienten sind davon betroffen, also haben wir beschlossen, das Phänomen 'Maskenmund' zu taufen."
Bei der Begrifflichkeit handelt es sich um eine Abwandlung des Terminus Meth-Mund. Damit wird umgangssprachlich eine gravierende Form von Zahnkaries beschrieben, der durch einen starken Konsum der Droge Methamphetamin (auch Crystal Meth genannt) ausgelöst wird.
Ursache des Meth-Mund ist laut der American Dental Association eine Kombination von verminderter Speichelproduktion, die eine Mundtrockenheit zur Folge hat, mangelnde Mundhygiene, dem gesteigerten Konsum zuckerhaltiger Getränke sowie häufigem Zähneknirschen.
Das trifft auf den Maskenmund freilich in dieser Form nicht zu, Zahnmediziner Marc Sclafani zeigt sich im Interview mit der New York Post dennoch sorgenvoll: "Zahnfleischerkrankungen – oder Parodontitis – können im schlimmsten Fall sogar das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöhen", sagt er.
Faktor Mundtrockenheit
Auch das Bedecken von Mund und Nase fördere Mundtrockenheit und die Ansammlung von Bakterien.
Sclafani: "Menschen neigen dazu, durch den Mund anstatt durch die Nase zu atmen, während sie eine Maske tragen", sagt Sclafani. "Die Mundatmung verursacht den trockenen Mund, was zu einer Abnahme des Speichels führt – und Speichel ist das, was die Bakterien bekämpft, die Ihre Zähne reinigt."
Mundgeruch ist die Folge. Speichel würde auch Säure im Mund neutralisieren und so Karies und Zahnfleischerkrankungen vorbeugen.
Im maskierten Zustand greifen Menschen außerdem seltener zu Wasser oder anderen Getränken. Während des Lockdowns hat stressbedingt auch der Konsum von Kaffee und Alkohol zugenommen.
Was hilft?
Die Experten raten keinesfalls vom Maskentragen ab – sie empfehlen jedoch, durch die Nase Luft zu holen, tagsüber ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken, Koffein und Alkohol in Maßen zu genießen und vermehrt auf die Zahnhygiene zu achten. Zusätzlich zum Zähneputzen sollte man gründlicher mit Zahnseide und Mundwasser die Zähne zu reinigen.