"Epidemische Dimension": Diskriminierender Umgang mit Krebs in EU
In der EU herrschen große Ungleichheiten in der Erforschung, Früherkennung und Behandlung von Krebs.
"Es wird besser, aber wir haben eine extreme geografische Diskriminierung", sagte der Wiener Onkologe Christoph Zielinski zum Auftakt des European Health Forum Gastein (EHFG). Beim Darmkrebs-Screening erreichen Länder wie Bulgarien nur eine Teilnahmequote von rund fünf Prozent, in Dänemark sind es bis zu 76 Prozent, berichtete Antonella Cardone von Cancer Patients Europe.
"Ungleichheiten in der EU im Gesundheitsbereich über verschiedene Krankheiten hinweg sind ein Faktum. Wenn man nur auf Krebs schaut, sind die Daten zur Ungleichbehandlung sogar dramatisch", betonte Cardone.
Gegen HPV impfen
Der EU-Plan zur Krebsbekämpfung enthält als Zielsetzung, 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung gegen HPV (Humane Papillomaviren) und damit gegen mehrere Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs zu impfen. Das nationale Ziel in Polen liege nur bei 60 Prozent. Das sei diskriminierend im Vergleich zu anderen Ländern, sagte die Leiterin der Patientenorganisation.
Behandlung in Österreich oder Schweiz
Zudem gibt es Unterschiede bei der Nutzung von neuen Krebsmedikamenten - vom Tag nach der Zulassung in der EU in Ländern wie Deutschland und erst nach bis zu drei Jahren "oder nie" in Ländern wie Litauen, berichtete Cardone.
Das bestätigte Zielinski: Viele Patienten, die es sich leisten können, kommen aus diesen Ländern nach Österreich oder in die Schweiz, um sich behandeln zu lassen. Das ist diskriminierend und muss behoben werden", sagte der Mediziner als Vertreter der Central European Cooperative Oncology Group am Dienstagnachmittag bei dem europäischen Gesundheitskongress in Bad Hofgastein (Pongau).
"Epidemische Dimension"
Es gebe zahlreiche Mängel, die Verbesserung brauchen. "Das betrifft den gesamten Bereich der Versorgung von Krebs", sagte Zielinski, angefangen bei klinischen Studien über die Diagnose und Früherkennung bis zur Behandlung.
Bei klinischen Studien zeige sich, dass in der EU die wenigsten in Südosteuropa durchgeführt werden. Das habe Nachteile für die Patienten und mache deutlich, was der Geburtsort für Auswirkungen hat. Krebs hat eine "epidemische Dimension", betonte der Onkologe. "Wir brauchen eine Einstellungsänderung dahin, dass alle Patienten in der EU gleich behandelt werden müssen", forderte er.