Wissen/Gesundheit

Intensivmedizin und Corona: "Nicht in falscher Sicherheit wiegen"

62 Intensivbetten waren Freitag österreichweit mit Covid-19-Patienten belegt. Im Juni und Juli waren es an einigen Tagen nur sieben. „Die Dynamik des derzeitigen Anstiegs ist sehr beunruhigend“, sagt Klaus Markstaller, Präsident der Österreichsichen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Leiter der entsprechenden Uniklinik am Wiener AKH / MedUni Wien, zum KURIER.

Zwar reichen derzeit die Intensivkapazitäten aus, um alle Covid-19-Patienten gut zu versorgen: „Es besteht noch keine Überlastung. Aber man darf sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.“ Viele Abteilungen sind derzeit bereits mit der Routineversorgung zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet, sagt Markstaller. „Das sind die Rückmeldungen, die ich von vielen Primarärztinnen und Primarärzten bekommen habe. Wir haben Vollbetrieb. Es gibt Reserven, aber in einem überschaubaren Ausmaß.“

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Das Gesundheitssystem sei von seiner Größe her so ausgelegt, dass die alltägliche Versorgung gut bewerkstelligt werden könne, aber nicht, dass immer eine hohe zusätzliche Kapazität an Intensivbetten bereitgehalten werde: „Dafür haben wir auch nicht die Personalkapazitäten.“

Es stehe nicht die Hälfte oder ein Drittel der Intensivbetten leer, das wäre gar nicht finanzierbar. „Die Geschwindigkeit dieser Krankheit ist enorm. Keine andere Krankheit hat die Kraft, sich so rasch auszubreiten und so rasch auch eines der besten Gesundheitssysteme in Bedrängnis zu bringen. Das macht sie so gefährlich. Und im Frühjahr gab es bei einen Lockdown, um die Ausbreitung der Erkrankung zu stoppen, den wollen wir aber jetzt verhindern.“

"Hoher Preis"

Eine Ausweitung der Kapazitäten der Intensivstationen um ein Drittel oder gar die Hälfte „hat einen hohen Preis, dass man wieder die Versorgung von anderen, nicht akuten Erkrankungen zurückstellt und solche Operationen verschiebt“. Dabei müssten teilweise noch die Operations-Rückstände aus dem Frühjahr aufgearbeitet werden.

Zwar ist seit dem Frühjahr der prozentuale Anteil der Infizierten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, von 10 auf 5 Prozent gesunken – durch bessere Therapien und das niedrigere Alter der Betroffenen. „Aber wenn die Gesamtzahl der Infizierten stark steigt, steigt trotzdem auch die Zahl der Intensivpatienten deutlich.“ Die Verschärfung der Anti-Corona-Maßnahmen sei dringend notwendig gewesen: „Wir müssen deutlich gegensteuern. Eine Situation wie im Frühjahr darf sich nicht wiederholen.“

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