Impfung schützt Genesene weitaus besser vor Varianten
Alles spricht derzeit dafür, dass von Covid-19 Genesene für einen Impfschutz nur eine Vakzine-Dosis benötigen. Eine überstandene Erkrankung schützt dann in Kombination mit der Teilimpfung deutlich besser auch gegen gefürchtete Virusvarianten ("britische", "südafrikanische" Variante). Das haben Wissenschafter vom Londoner Imperial College herausgefunden.
Die Studie von Rosemary Boyton in "Science" stellte auf zwei Ziele ab: Bei Personen mit oder ohne Infektion sollte die Immunantwort in der Form der Antikörperproduktion und der T- und B-Zellen (zelluläre Immunantwort) genau untersucht werden. Durchgeführt wurden die ins Detail gehenden Laboranalysen bei 22 Genesenen mit der derzeit als erforderlich angesehenen nachfolgenden einmaligen Impfung und mit 23 Personen ohne vorher überstandene Erkrankung, aber mit der ersten Vakzine-Dosis. Die Probanden waren Beschäftigte in einem Spital, geimpft wurden sie mit Biontech. Die Erkrankungen lagen im Durchschnitt 39 Wochen vor der Impfung.
Vielversprechend
"Die Ergebnisse waren sehr vielversprechend. Die Einzelimpfung der Genesenen erzielte eine deutliche Booster-Wirkung vor allem bei der T-Zell-Reaktion. Sie war bei 22 der Genesenen (90 Prozent) nachweisbar gegenüber 16 von 23 Personen (70 Prozent), die vor der ersten Impfdosis keinen Kontakt zum Virus gehabt hatten. Außerdem war die T-Zell-Antwort bei den Genesenen sieben Mal stärker", schrieb jetzt das Deutsche Ärzteblatt in einem Bericht.
Dann ging es um die Bestimmung der Schutzrate mit nur einer Vakzine-Dosis der beiden Probandengruppe gegen die Virusvarianten. So wurde bestimmt, ob die erste Impf-Dosis, welche ausschließlich die Produktionsanleitung für das ursprüngliche Virus aufweist, auch eine Immunität gegen die "britische" und die "Südafrika"-Variante auslöst. Auch hier waren die Genesenen im Vorteil. Bei allen kam es nach der Einmalimpfung zu einer starken Antikörperantwort.
Stärkere Abwehrreaktion
Demnach war die erzielte Abwehrreaktion bei der britischen Variante 46-fach stärker als bei den nicht-vorerkrankten Personen nach der ersten Dosis. Bei der südafrikanischen Variante war der Schutz sogar 63-fach stärker. Beunruhigend ist laut Rosemarie Boyton, dass 90 Prozent (18/20) der nicht-vorerkrankten Personen keine neutralisierenden Antikörper gegen die britische Variante B.1.1.7 gebildet hatten, während ihr Immunsystem das Wuhan-Virus gut abwehrte. Allerdings könnte eine schwächere Antikörperreaktion durch die vermehrte Bildung von spezifischen T-Zellen, welche mit SARS-CoV-2 infizierte Zellen erkennen und zerstören, ausgeglichen werden. Laut den britischen Wissenschaftern war auch auf diesem Gebiet die Immunantwort bei den Genesenen viel stärker.
Kontakt mit dem gesamten Virus
Was in der wissenschaftlichen Untersuchung erneut herauskommt: Kontakt mit dem gesamten Virus im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung löst offenbar eine stärkere Immunantwort aus. Immerhin bekommt es das Abwehrsystem des Infizierten nicht nur mit dem S-(Oberflächen-)Protein zu tun, sondern hat auch Kontakt mit anderen Virusbestandteilen. Diese sind im Vergleich zum S-Protein von Erregervariante zu Erregervariante stabiler, was eine Art Kreuzimmunität verursachen könnte. In Österreich haben bereits mehr als 580.000 Menschen eine Covid-19-Erkrankung überstanden. Sie dürften damit nach einer einmaligen Impfung bereits sehr breit gegen SARS-CoV-2 geschützt sein. Fraglich erscheint mit den Studien aber die in einigen Ländern verfolgte Strategie, die zweite Teilimpfung zu verschieben, um mehr Menschen die Erstimpfung zukommen zu lassen.