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Impfdurchbrüche gab es schon vor der Covid-Impfung

Begriffe wie "asymptomatische Infektion" oder "Impfdurchbruch" sind durch die aktuelle Corona-Pandemie in aller Munde. In Fachkreisen waren sie allerdings schon seit Jahrzehnten Gesprächsthema und Forschungsgebiet. Genau dies stellen derzeit zahlreiche Corona-Skeptiker und Impfkritiker infrage.

"Medizinisches Wunder!!!! Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit kann man eine Krankheit, die man nicht hat, an jemanden übertragen, der dagegen geimpft ist", heißt es in einem viralen Sharepic. Diese Behauptung wurde in den vergangenen Tagen Tausende Male geteilt, wie Social Media-Postings belegen.

Covid-19 ist nicht die erste Krankheit, die auch dagegen geimpfte Personen bekommen können. Auch das Risiko von Übertragungen durch asymptomatisch Infizierte ist von anderen Krankheiten bekannt.

Der geteilte Text beinhaltet zwei Faktenbehauptungen. Zum einen soll es nun erstmals der Fall sein, dass eine Krankheit auch an Geimpfte übertragen werden kann. Zum anderen soll man nun erstmals eine Krankheit übertragen können, die man "nicht hat".

Asymptomatische und präsymptomatische Infektionen

Doch auch Nicht-Erkrankte können den Erreger übertragen. Das liegt daran, dass es zwischen "nicht infiziert" und "erkrankt" mehrere Zwischenstufen gibt. Wenn man nicht symptomatisch infiziert ist, heißt das nicht, dass man nicht infiziert ist. Ein Mensch kann auch asymptomatisch infiziert sein und keine sichtbare Reaktion auf das Virus entwickeln. Er könnte auch präsymptomatisch infiziert sein und noch vor seiner Erkrankung das Virus ausscheiden.

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Daher lassen sich auch Krankheitserreger übertragen, die bei anderen Menschen zu Erkrankungen führen könnten, obwohl man selbst nicht erkrankt ist. Dies ist nicht erst seit SARS-CoV-2 so, sondern auch bei anderen Krankheitserregern der Fall.

Bei Grippe, RSV und HIV

Eine im Jahr 2014 publizierte Studie wertete sechs Influenza-Saisonen in England aus und kam zu dem Ergebnis, dass rund dreiviertel aller Infektionen asymptomatisch verlaufen. Auf die Frage, inwiefern diese asymptomatischen Fälle zum Infektionsgeschehen beitragen, meint Peter William Hornby, Infektiologe an der Universität Oxford, in einem Kommentar zu der Studie, dass selbst bei milden oder asymptomatischen Infektionen ein großer Anteil an Nicht-Erkrankten einen erheblichen Beitrag zur Übertragung beisteuern könnte.

Asymptomatische Übertragungen spielen laut Robert-Koch-Institut (RKI) auch bei Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) eine Rolle. Bei HIV bildet eine monate- oder sogar jahrelange asymptomatische Infektionsphase bei Infizierten laut Infektiologikum Frankfurt die Basis für weitere Neuinfektionen und ist einer der Gründe, warum die Zahl der HIV-Infizierten nicht sinkt.

Das Fachwörterbuch für Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie des RKI spricht in diesen Fällen von Ausscheidern bzw. Keimausscheidern. Darunter verstehe man eine "Person, die mit einem bestimmten Infektionserreger infiziert, aber nicht erkrankt ist, und die diesen Erreger z.B. über den Magen-Darm-Trakt oder den oberen Respirationstrakt nach außen abgibt ("ausscheidet"), sodass sie bei normalen sozialen Kontakten oder durch praktisch mögliche Übertragungsvorgänge zu einer Infektionsquelle für andere bzw. für die Allgemeinheit werden kann."

Impfdurchbrüche bei mehreren Krankheiten

Bei Impfdurchbrüchen, also vor allem symptomatische Infektionen trotz Impfung gegen den Krankheitserreger, handelt es sich ebenfalls um kein neues Phänomen. So ist etwa auf der Webseite des RKI ein Hinweis zu lesen, dass es sogenannte "Impfversager" auch bei der Influenza-Impfung gäbe. Häufig verliefen diese allerdings mit milden Krankheitssymptomen oder sogar unbemerkt.

Impfdurchbrüche treten auch etwa bei der Masern-Impfung, der Keuchhusten-Impfung, der Hepatitis-Impfung, der Windpocken-Impfung oder der FSME-Impfung auf. Impfungen bieten einen guten Schutz vor Erkrankungen, können aber nicht zu hundert Prozent schützen. Zur Wirksamkeit der Covid-Impfung wurden bereits einige APA-Faktenchecks publiziert.