Hygiene beim Shoppen: Soll man in der Umkleidekabine Maske tragen?
Wo Vorsicht geboten ist, erklärt Mikrobiologin Birgit Willinger vom Klinischen Institut für Labormedizin der MedUni Wien.
Kann ich mich über Kleidung, auf die ein Infizierter gehustet hat, anstecken?
In Summe schätzt Willinger die Ansteckungsgefahr gering ein, "eine Infektion über kontaminierte Kleidung kann aber nicht ausgeschlossen werden". Viele Faktoren hätten Einfluss: "Zum Beispiel, ob der Infizierte eine Maske getragen hat und wann er das Kleidungsstück angehustet oder angeniest hat – wir wissen, dass das Virus an Ansteckungsfähigkeit verliert, wenn es trocknet." Risikogruppen empfiehlt die Expertin, "vom Shoppingangebot jetzt nicht übermäßig Gebrauch zu machen".
Ist die Gefahr je nach Kleidungsstück verschieden?
"Eine Hose wird wohl weniger kontaminiert sein als ein Pullover, den ich über den Kopf ziehe", sagt Willinger. Zu einer Übertragung könne es dann kommen, wenn infektiöse Sekrete mit den Händen aufgenommen und im Gesicht verteilt werden. "Der Hauptübertragungsweg bleibt aber die Tröpfcheninfektion, wenn also virusbelastete Tröpfchen eingeatmet werden."
Soll man überhaupt shoppen gehen derzeit?
Die Empfehlung ist ja nach wie vor, dass man nur dringende Besorgungen machen sollte. "Einen akuten Kleidungsnotstand kann man also schon decken, zum reinen Freizeitvergnügen würde ich es derzeit eher nicht empfehlen."
Soll man in der Umkleidekabine eine Maske tragen?
"Wenn man selbst etwas anprobiert, sollte man den Mund-Nasen-Schutz nicht abnehmen und eventuell vorher Hände desinfizieren", rät die Expertin. Das reduziere die Kontaminationswahrscheinlichkeit.
Sind die Schutzmaßnahmen in den Geschäften sinnvoll?
Dass sich derzeit nur eine bestimmte Anzahl von Personen gleichzeitig in Geschäften aufhalten darf (1 pro 20 Quadratmeter), hält Willinger für sinnvoll: "Wichtig ist, dass die Leute nicht zu eng zusammenkommen. Durch das Tragen von Masken darf man sich nicht dazu verleiten lassen, sich näher zu kommen. Daher ist es richtig und wichtig, mehr Platz zur Verfügung zu stellen." (Mehr dazu lesen Sie hier)
Hilft es, wenn Einweghandschuhe getragen werden?
Wer Handschuhe trägt, nehme unmittelbar weniger vom Virus auf, "man muss sie aber richtig an- und ausziehen, damit keine Krankheitserreger auf der Haut landen". Handschuhe seien kein Freibrief, alles anzugreifen: "Vor allem nicht mich selbst im Gesicht oder andere Menschen. Handschuhe können Händewaschen nicht ersetzen." Es sei auch zu beachten, dass Einmalhandschuhe im Restmüll entsorgt werden müssen und nicht achtlos weggeworfen werden dürfen. (Mehr dazu lesen Sie hier)
Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr bei Schuhen?
Prinzipiell gilt: Je glatter eine Oberfläche ist, desto besser hält das Virus darauf. Aussagekräftige Studien zu Oberflächen wie Leder oder Rauleder gebe es derzeit noch nicht. "Wenn man die Hände nach dem Anprobieren reinigt und sich nicht ins Gesicht fasst, ist die Gefahr gering."
Soll man immer Desinfektionsmittel dabeihaben?
"Für Risikogruppen ist das sicher sinnvoll." Ein unbedingtes Muss sei dies aber nicht. (Mehr dazu lesen Sie hier)
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich beim Shoppen anstecke?
"Das ist wirklich ganz schwierig zu sagen. Weil man nicht weiß, mit wem man dabei in Kontakt kommt. Und ob diese Personen möglicherweise das Virus in sich tragen. Wenn man aber eine Maske trägt, Abstand hält und auf die Handhygiene achtet, kann man das Ansteckungsrisiko auf ein Minimum reduzieren."
Wie behandle ich gekaufte Kleidung zu Hause?
Es gilt, was generell empfohlen wird: Ab in die Waschmaschine, bevor man es trägt. "Das wäscht möglicherweise ungesunde Farbstoffe aus dem Material und ist auch wegen des Virus sinnvoll."