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Hip-Hop-Hit des US-Rappers Logic führte zu Rückgang bei Suiziden

Der US-Rapper Logic war mit seinem Hip-Hop-Hit "1-800-273-8255" wochenlang in den Top 3 der US-Charts. Darin thematisiert wird die tiefe Krise eines jungen, schwarzen, homosexuellen Mannes, der aufgrund von Diskriminierungen und Zurückweisungen seinem Leben ein Ende setzen will, dann aber zu Telefon greift und unter der Nummer "1-800-273-8255" anruft. Das ist in Amerika die Telefonnummer einer Suizidpräventionshotline, der National Suicide Prevention Lifeline.

Der Song erschien 2017. Jetzt wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass der enorme Erfolg des Hits zu breiter Bekanntheit der Suizidpräventionshotline führte. Der Suizidforscher Thomas Niederkrotenthaler vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien analysierte mit Forscherinnen und Forschern aus Wien, New York, Toronto, Atlanta und Melbourne Social-Media-Beiträge in Zusammenhang mit dem Hit und die Zahl der Anrufe bei der US-Suizidpräventionshotline.

Mehr Hilfesuchende, weniger Suizide

Das Ergebnis: In einem Zeitraum von 34 Tagen wurden 9.915 (6,9 Prozent) zusätzliche Kontakte von Hilfesuchenden bei der National Sucide Prevention Lifeline verzeichnet, die Zahl der Suizide in den USA nahm um 245 (5,5 Prozent) ab.

"Mit Hilfe unserer Analyse konnten wir erstmals zeigen, dass kreative Zusammenarbeit zwischen Unterhaltungsindustrie und Suizidprävention effektiv sein kann, um gerade vulnerable Menschen in suizidalen Krisensituationen dazu anzuregen, Hilfe zu suchen, und Suizide zu verhüten", sagt Niederkrotenthaler.

Die Studie zeige, dass die Darstellung von Krisenbewältigung in Medien positives Potenzial zur Suizidprävention birgt. Dies wird als Papageno-Effekt bezeichnet. Im Gegensatz dazu steht der Werther-Effekt, wonach mediale Darstellungen von Suiziden zu Nachahmungen führen können. Die aktuelle Studie zeige, dass ein Fokus auf Krisenbewältigung hingegen Suizide reduzieren kann.

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Niederkrotenthaler: "Experimentelle Studien, insbesondere auch von unserer Forschergruppe, legen nahe, dass Erzählungen von Menschen, die suizidale Krisensituationen bewältigt haben, die Suizidalität in der Bevölkerung verringern können. Bisher gab es aber kaum entsprechend mediale Darstellungen mit ausreichend großer Verbreitung, um diesen Zusammenhang in Zahlen in der Bevölkerung sichtbar machen zu können. Logics Hip-Hop-Song bildet hier eine große Ausnahme."

Die Studie ist im British Medical Journal erschienen und kann hier nachgelesen werden.

Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Insbesondere für Jugendliche gibt es die Website www.bittelebe.at