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Gentechnik: Gut für eine nachhaltige Zukunft oder schädlich?

Der heimische Lebensmittelhandel hat sich einer europaweiten Resolution für die "klare Regulierung" neuer Gentechnik-Verfahren angeschlossen. Die Supermarktketten und die Lebensmittelgroßhändler sind besorgt, dass die EU-Kommission dem Druck der Biotech- und Saatgut-Lobby nachgeben und eine Deregulierung für einige oder alle Verfahren der Neuen Gentechnik einleiten könnte.

Lösung für mehr Nachhaltigkeit?

Die EU-Kommission hatte Ende April angekündigt, den Rechtsrahmen für Gentechnik reformieren zu wollen, um neue Verfahren zur Veränderung des Erbguts bei Pflanzen zu regeln. Geplant ist ein "breit angelegter und offener Konsultationsprozess". Hintergrund ist eine Studie der Kommission, die zu dem Schluss kommt, dass neue Gentechnik-Verfahren "zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem" beitragen können.

Eines von vielen Beispielen: Das Manipulieren von Genen bei Weizen oder Mais, sodass sich deren Wurzeln in die Tiefe statt wie bisher in die Breite entwickeln. In der Tiefe können Pflanzen mehr Kohlenstoff für einen längeren Zeitraum unterirdisch speichern. Auf diese Weise kann klimaschädliches CO2 in der Atmosphäre reduziert werden.

Supermärkte untersützen die Beibehaltung der strengen Regeln

Vor allem in Österreich wird der Gentechnik aber viel Skepsis entgegengerbacht. Unterzeichnet haben die aktuelle Resolution für die Beibehaltung der EU-Gentechnikgesetze und die Einbindung der Neuen Gentechnik in die Regulierung die heimischen Lebensmittelketten Spar, Rewe (Billa, Penny), Hofer, Lidl Österreich, MPreis, Unimarkt, denn's, Top Team Zentraleinkauf und die Großhändler Metro und Transgourmet. Zu den Unterzeichnern aus Deutschland zählen bisher Aldi Nord, Aldi Süd, Alnatura Deutschland und Dennree.

Die heimischen Supermarkt drängen auf klare Gentechnik-Regeln. "Eine Deregulierung der Gentechnikgesetzgebung wäre definitiv der falsche Weg", so der Spar-Vorstand Markus Kaser. "Die österreichische bzw. die europäische Politik müssen die regulatorischen Weichen so stellen, dass die hohen österreichischen Lebensmittelstandards geschützt werden", forderte der Spar-Manager. "Gentechnik bei Lebensmitteln ist ein höchst sensibles Thema und unsere Kundinnen und Kunden verlassen sich darauf, umfassend über Herkunft und Produktionsweise informiert zu werden", sagte Rewe-International-Vorstand Marcel Haraszti. Nur Transparenz und Klarheit könne Vertrauen schaffen. "Wir stimmen daher uneingeschränkt zu, die bestehende EU GVO auch bei neuen Verordnungen anzuwenden", so Hofer-Chef Horst Leitner.

Die Lebensmittelhändler-Resolution ist von der European Non-GMO Industry Association ENGA in Brüssel, vom Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) in Berlin und von der ARGE Gentechnik-frei in Wien initiiert worden. Die Organisationen wollen noch weitere große Supermarktketten in Europa überzeugen, die Resolution zu unterstützen.