Ein erster Schritt zum genmanipulierten Baby?

Dem Team am Wunschbaby Institut gelang es, eine Eizelle auf Gendefekte zu untersuchen, ohne sie zu berühren
Das ethisch umstrittene Gene-Editing bekommt nun Unterstützung von relevanter wissenschaftlicher Seite.
  • Mit Hilfe von Gene-Editing könnte man dem Erbgut etwas hinzufügen oder aber krankmachende Abschnitte herausschneiden bzw. verändern.
  • Die nobelpreisverdächtige Methode der Genschere CRISPR sorgt für große Kontroversen unter Medizinethikern.
  • Es wird befürchtet, dass im Rahmen der künstlichen Befruchtung künftig "Designerbabys" mit erwünschten Eigenschaften entstehen könnten.
  • Eine wichtiger Schritt zur Erforschung und Anwendung erfolgte nun - ein relevanter wissenschaftlicher US-Beirat spricht sich für die Erforschung und mögliche Anwendung der Methode aus.

Es klingt nach Science Fiction: Das Erbgut, also die DNA eines menschlichen Embryos, wird bearbeitet, um die Krankheit des Kindes zu verhindern. Mithilfe der als "Gen-Schere" bekannten Methode können also bestimmte, in diesem Fall krankmachende, Abschnitte im menschlichen Erbgut "herausgeschnitten" werden.

Ethisch galt dies bisher als höchst umstritten – die Vision des "Designer Babys" stand dabei stets im Raum. Schließlich wäre es auf diese Weise auch möglich, die DNA beliebig zu bearbeiten – völlig unabhängig von Krankheiten. Also etwa, um die Intelligenz eines Menschen zu "tunen" oder bestimmte Eigenschaften genetisch herbeizuführen, wie zum Beispiel Kinder mit besonders vielen und starken Muskeln.

Ein riskanter Türöffner?

Dennoch wurde nun ein weiterer und wesentlicher Schritt zur Erforschung und Unterstützung dieser Methode getan. Die einflussreiche U.S. National Academy of Sciences (NAS) und die National Academy of Medicine in Washington D.C kamen in einem speziellen Report zum Thema zu dem Schluss, dass klinische Versuche erlaubt werden sollten – allerdings nur im Falle schwerwiegender Krankheiten und Behinderungen und im Rahmen weiterer, gründlicher Erforschung der Methode, mögliche Risiken betreffend. So ein Eingriff könnte etwa auf Paare begrenzt werden, wo beide Partner eine ernste genetische Krankheit haben und für die Gene-Editing, also die Manipulation des Genmaterials, die allerletzte Chance auf ein gesundes Kind wäre, sagte dazu Alta Charo, Bioehtiker an der University of Wisconsin.

Die neuen Empfehlungen sorgen nun für weitere Kontroversen – manche Forscher begrüßen sie als wichtigen Schritt Richtung Heilung von schwerwiegenden Krankheiten. Andere fürchten, dass damit die Hemmschwelle für weitere umstrittene und dubiose Experimente gesenkt wird. Manche gehen dabei so weit, ein Verbot der Keimbahntherapie zu fordern. Die Folgen einer derartigen Manipulation in der menschlichen DNA sei nicht absehbar, weil sie generationenübergreifend sei. Der neue Report sei ein Türöffner für Gene-Editing am Embryo. Kritiker fürchten, dass Befruchtungskliniken sie in Hinkunft anwenden könnten, um Kinder mit erwünschten Eigenschaften zu "produzieren".

Erste Eingriffe nur bedingt erfolgreich

Ein erster Schritt zum genmanipulierten Baby?
Gentests an Embryos. Nach langen Debatten wurde in Deutschland eine Verordnung beschlossen, die die umstrittene Präimplantationsdiagnostik zulässt. Paare können nach einer künstlichen Befruchtung dann zu der Methode greifen, wenn ihre Genanlagen eine Tot- oder Fehlgeburt oder eine schwere Krankheit des Kindes wahrscheinlich machen.
Das Pro-Argument: Mit der neuen Genschere CRISPR seien viel präzisere Eingriffe möglich. So wurden damit etwa in China Embryos mit einem Gendefekt behandelt, der für Beta-Thalassämie verantwortlich ist. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der roten Blutkörperchen, bei der das Hämoglobin nicht ausreichend gebildet bzw. gesteigert abgebaut wird. Es wurde versucht, direkt in die Keimbahn einzugreifen – um zu verhindern, dass der Defekt von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Ergebnisse aus China waren allerdings enttäuschend: Der Genaustausch per Genschere war nur bei einigen wenigen von insgesamt 54 untersuchten Embryonen erfolgreich.

Die Genschere könnte in Hinkunft aber auch helfen, Kranke zu heilen. Im Fall von Lungenkrebs etwa , wo austherapierten Patienten via Blut spezielle Abwehrzellen entnommen werden. Im nächsten Schritt wird via Genschere jenes Gen ausgeknipst, das die Aktivierung dieser Abwehrzellen verhindert. Ziel ist es, den Tumor damit auszutricksen. In China wurde diese Methode bereits am Menschen angewendet. Außerdem haben chinesische Forscher mit Hilfe der Genschere Rinder erzeugt, die eine erhöhte Widerstandkraft gegen Tuberkulose besitzen. Sie fügten dem Erbgut der Rinder ein Resistenzgen hinzu.

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