„Dry January“ liegt im Trend: Bringt ein Monat ohne Alkohohl was?
Das Foto zeigt eine Flasche Sumika mit geringem Alkoholgehalt, aufgenommen wurde es in einem Shop von Marks and Spencer (M&S) in Central London. Dort meinte der 47-jährige Brite Stuart Elkington auf die Frage, wie es ihm im siebenten Jahr ganz ohne Alkohol geht: "Ich habe bald bemerkt, dass ich besser schlafe, ich fühlte mich deutlich besser, und ich hatte auch mehr Energie."
Elkington stammt aus dem Mutterland des "Dry January". Der Jänner ohne Alkohol wurde der Legende nach schon vor einigen Jahren in Großbritannien so richtig zum Social-Media-Trend, in der Zwischenzeit kennt man ihn auch in unseren Breitengraden.
Kein Alkohol im ersten Monat des Jahres? Fachleute für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen lehnen den „Dry January“ zumindest als Denkanstoß nicht ab, beeilen sich aber hinzuzufügen, dass der Aufruf, weniger zu trinken, nicht nur auf einen Monat beschränkt sein sollte.
Der "TÜV" für Trinker
Der Weg in die Alkoholsucht verlaufe oft schleichend, betont etwa Jürgen Naundorff vom deutschen Suchthilfeverband Blaues Kreuz. Für ihn sei der sogenannte trockene Januar mehr als nur ein Monat ohne Bier, Wein und Co.: „Es ist der TÜV für meinen Umgang mit Alkohol. Was passiert mit mir, was löst das bei mir aus, was wird mir klar?“
Nach Einschätzung von Andreas Heinz von der Berliner Charité ist auch die kurzfristige Verringerung schon eine Entlastung für Organe wie die Leber. „Aber wenn man dauerhaft nichts groß ändert, ist es eigentlich nur momentan eine kurze Hilfe, aber kein langfristiger Effekt“, so der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Besser: Tagebuch führen
Wer sich Gedanken über sein Trinkverhalten machen möchte, dem rät der Mediziner, Buch zu führen. „Man ist oft überrascht, dass es doch viel mehr ist, als man so gedacht hat“, so Heinz.
Wie viel jeder trinken kann, variiert auch nach Geschlecht, so der Mediziner. Seine Empfehlung: „Also 0,1 Liter Wein pro Tag bei einer weiblichen Person und 0,2 Liter bei einer männlichen - und dann noch zwei Tage pro Woche nichts trinken.“
Der „Dry January“ trage zu einer offenen Auseinandersetzung mit dem Thema Alkoholkonsum bei, betonte eine Sprecherin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Genau davon gebe es in der deutschen Debatte rund um Alkoholabhängigkeit nicht genug, sagte der neue Bundesdrogenbeauftragte, Burkhard Blienert. „Ich glaube, wir müssen als Gesellschaft insgesamt viel offener über Suchtprobleme sprechen. Und das nicht nur im Jänner.“