Neue Studie zeigt: Depressionen können auch Regelschmerzen verursachen
Rund 1,9 Millionen Frauen leiden hierzulande jeden Monat unter mittel bis sehr starken Schmerzen während ihrer Periode, wie der erste österreichische Menstruationsgesundheitsbericht kürzlich ergab.
67 Prozent der befragten Frauen leiden regelmäßig unter Schmerzen wie Bauch- und Rückenschmerzen, Krämpfen, Kopfschmerzen oder Migräne. Mehr als die Hälfte greift während der Menstruation zu Schmerzmitteln, um im Alltag funktionieren zu können.
Auch psychische Beschwerden wie Reizbarkeit und depressive Verstimmtheit sind verbreitet. Zudem zeigen epidemiologische Daten immer wieder: Depression ist "weiblich". Frauen haben ein zwei- bis dreifach höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens daran zu erkranken.
Forschende finden Gene, die Depression mit Regelschmerz verbinden
Wie genau Depressionen und Regelschmerzen zusammenhängen könnten, demonstriert nun ein britisch-chinesisches Forschungsteam. In einer neuen Studie, die im Fachblatt Briefings in Bioinformatics veröffentlicht wurde, beschreiben sie, dass Depressionen Menstruationsschmerzen befördern könnten.
Das Team analysierte die DNA von rund 600.000 Frauen aus Europa und 8.000 aus dem ostasiatischen Raum. In beiden Datensätzen wurde ein starker Zusammenhang festgestellt. Mittels komplexer Genanalysen konnte man zeigen, dass Depressionen einen erheblichen Einfluss auf Dysmenorrhö, wie Schmerzzustände während der Periode auch genannt werden, haben. Und dass bestimmte Schlüsselgene, beziehungsweise jene Proteine, deren Bauplan die Gene vermitteln, an dieser Wirkung beteiligt sind.
Schlechter Schlaf als Vermittler
Da Schlafprobleme bei depressiven Patientinnen häufig sind, stellte man auch die Hypothese auf, dass das gestörte Schlafverhalten zumindest teilweise für den Effekt von Depressionen auf die Dysmenorrhö verantwortlich sein könnte. "Wir haben festgestellt, dass Schlafstörungen die Menstruationsschmerzen verschlimmern können", wird Shuhe Liu, Hauptautorin der Studie und Doktorandin an der Xi’an Jiaotong-Liverpool University, eine chinesisch-britische Universität in der Stadt Suzhou, in einer Aussendung zitiert.
Die Behandlung von Schlafproblemen könne für die Linderung beider Erkrankungen entscheidend sein. "Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die komplizierten Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren zu verstehen."
Ganzheitliche Therapien
Die Studie unterstreiche, das betonen die Forschenden, die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen und der Förderung reproduktiver Gesundheit. "Psychische Störungen werden bei der Behandlung von Erkrankungen wie Regelschmerzen oft nicht berücksichtigt", schildert Liu. Sie hofft, dass die Erkenntnisse individuelleren Behandlungsmöglichkeiten und einer verbesserten Gesundheitsversorgung von Frauen Vorschub leisten.