Coronavirus: Erster Infektionsfall in Hongkong bestätigt
In Thailand sind zwei weitere Fälle einer neuen Lungenkrankheit nachgewiesen worden, an der in China bereits hunderte Menschen erkrankt sind. Zwei Patienten wurden diese Woche positiv auf das Virus getestet, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte.
Es handelt sich um eine Thailänderin, die von einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan zurückkehrte. Der andere Patient ist demnach ein Chinese, der Sonntag nach Thailand einreiste. Damit gibt es in dem südostasiatischen Land vier nachgewiesene Fälle.
Auch Hongkong hat am Mittwoch seinen ersten Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt. Das berichteten die lokalen Fernsehsender RTHK, Cable TV und TVB unter Berufung auf ungenannte Quellen.
Der britische Flughafen Heathrow will laut Verkehrsminister Grant Shapps separate Bereiche für Passagiere einführen, die aus den betroffenen Regionen in China einreisen. "Wir beobachten das sehr genau", sagte Shapps gegenüber Sky News. Es solle sichergestellt werden, dass bei Direktflügen nach Heathrow aus diesen Gebieten für die Ankommenden ein abgetrennter Ankunftsbereich zur Verfügung stehe.
"Österreich gut vorbereitet"
"Österreichs Gesundheitsbehörden sind mit den relevanten Gremien im Rahmen der WHO- und der EU- Mitgliedschaft ausgezeichnet vernetzt und in permanenter Abstimmung", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums. "Die internationalen Behörden beobachten die aktuelle Entwicklung genau und wenden sich mit Empfehlungen an die Mitgliedsländer." "Derzeit ist absolut kein Grund zur Aufregung, aber es braucht größte Aufmerksamkeit und internationale Abstimmung", wurde Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zitiert. Das werde durch die österreichischen Gesundheitsbehörden in allen Bereichen gut sichergestellt.
Neun Tote, über 400 Menschen infiziert
Insgesamt sind bis Mittwoch nun neun Todesfälle nachgewiesen worden, wie Chinas Staatsrat am Mittwoch berichtete. Die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Coronavirus stieg im Vergleich zum Vortag um mehr als 100 auf über 400 Fälle an.
Bei Menschen in China ist die neue Erkrankung zum allgegenwärtigen Thema geworden. Erinnerungen an den SARS-Ausbruch wurden geweckt. Während der Pandemie war das Land praktisch zum Stillstand gekommen, Schulen blieben über Wochen geschlossen.
In Peking waren am Dienstag und Mittwoch ungewöhnlich viele Menschen mit Schutzmasken unterwegs. In einigen Geschäften waren die Masken bereits ausverkauft. Familien diskutierten, ob geplante Reisen über die Feiertage abgesagt werden sollten.
Zum Schutz gegen die Lungenkrankheit schloss das benachbarte Nordkorea nach Angaben von Reiseagenturen vorerst seine Grenzen für ausländische Touristen. Das Land lasse von Mittwoch an keine Touristen mehr einreisen, teilten die in China ansässigen Agenturen Young Pioneer Tours und Koryo Tours auf ihren Webseiten mit. Von Nordkorea gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.
Das isolierte Nordkorea hatte in der Vergangenheit schon einige Male aus Furcht vor der Einschleppung von Viruskrankheiten, etwa im Fall des SARS-Virus 2003 oder gegen Ebola 2014, vorübergehend seine Grenzen dichtgemacht.
Der taiwanesische Apple-Zulieferer Foxconn trifft aufgrund des Coronavirus Vorkehrungen für Mitarbeiter aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Das Unternehmen hat seinen Angestellten aus seinem Wuhan-Werk in China, die aktuell in Taiwan für die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest sind, gebeten, angesichts des Ausbruchs vorerst in Taiwan zu bleiben. Foxconn stellte zudem rund 35.000 Gesichtsmasken als Schutz bei den Feierlichkeiten in einer Kongresshalle bereit.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen forderte China auf, die "wahren" Informationen über den Coronavirus preiszugeben.Analysen des Erbguts der neuen Krankheiten haben dem Berliner Virusforscher Christian Drosten zufolge ergeben, dass es sich um eine SARS-Virus-Variante handelt. "Es ist dieselbe Virusart, nur in einer anderen Variante", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. Unterschiede gebe es vor allem bei den Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andocke. SARS-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie MERS dazu.
Die ersten Infektionen der neuen Krankheit Ende Dezember in China werden mit einem inzwischen geschlossenen Fischmarkt in Wuhan in Verbindung gebracht, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden.
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Übertragung des Virus. Bei der größten jährlichen Völkerwanderung sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs.
Gesundheitsexperten warnten vor besonders ansteckenden Patienten, die das Virus schneller streuen könnten. Fälle der sogenannten "Super-Spreader" hatte es in China auch während der SARS-Pandemie gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen zum Opfer gefallen waren.
Erster Fall des Virus in den USA
In den USA wurde am Dienstag ein erster Fall der neuen Lungenkrankheit nachgewiesen. Es handle sich um einen Mann, der nach einer Reise nach Wuhan am 15. Jänner in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt sei, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag (Ortszeit) mit. Die Krankheit war zuvor bereits in Japan, Südkorea, Thailand und Taiwan festgestellt worden.
Der Mann in seinen 30ern habe bei der Rückreise noch keinerlei Symptome bemerkt, sich dann aber zur Untersuchung in ein Krankenhaus begeben, hieß es. Sein Zustand sei gut. Es bestehe nur ein sehr geringes Risiko, dass er weitere Menschen anstecken könne. Die Behörden seien dabei, eine Liste der Menschen zusammenzustellen, mit denen der Mann Kontakt hatte.
Experten hatten zuvor erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa immer wahrscheinlicher würden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen. Die Experten sollten am Mittwoch beraten. Auch die EU-Kommission plant zur Bewertung der Risiken durch die neue Lungenkrankheit ein Treffen. Nach Angaben eines Sprechers soll der Ausschuss für Gesundheitssicherheit am Donnerstag zusammenkommen.
Krisensitzung der WHO
Das neuartige Coronavirus, durch das in China hunderte Menschen erkrankt sind, ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf den Plan: In einer Krisensitzung berät sie am Mittwochabend, wie die Risiken durch den Erreger mitunter tödlicher Atemwegserkrankungen einzuschätzen sind. Die nationale chinesische Gesundheitsbehörde kündigte verstärkte indes Desinfizierungen von Flughäfen und Bahnhöfen sowie in Einkaufszentren an. Falls notwendig könnten in Zonen mit dichtem Menschenandrang auch Fiebermessungen vorgenommen werden.