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Brustkrebs: Wechseljahre sind kein Schutz

„Wenn ich die Menopause überstanden habe, habe ich endlich Ruhe.“ Das hört Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied oft – im Fall von Brustkrebs stimmt das aber nicht. Denn drei von vier Brustkrebsfällen tre ten erst nach dem 50. Lebensjahr auf – das Durchschnittsalter in Österreich liegt aktuell bei 62 Jahren.

Daher ist gerade in dieser Altersgruppe die Mammografie als wichtigste Früherkennungsmaßnahme besonders wichtig. Die neue Kampagne der Fachgruppe Radiologie in der Ärztekammer richtet sich unter dem Motto „Meine Brust. Ich schau drauf“ besonders an diese Frauen. Sie läuft im Rahmen des nationalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms. Man wolle eine Ergänzung liefern, heißt es in der Ärztekammer. Radiologin Alexandra Resch, Präsidentin der Gesellschaft für Senologie: „Es ist falsche Awareness, wenn Frauen glauben, dass eher Jüngere betroffen sind.“

Aufholbedarf

Der Hintergrund, warum es eine weitere Bewusstseinskampagne braucht: Bei Frauen über 50 besteht laut aktuellen Zahlen aus dem seit 2014 laufenden Mammografie-Screeningprogramm der größte Aufholbedarf. Nur rund 34 Prozent der über 60-Jährigen nahmen 2017 am Screening teil, also nur jede Dritte. Romana Ruda, Leiterin des Früherkennungsprogramms, betont aber, dass diese Zahlen nur ein Jahr ab bilden. „Der gesamte Evaluierungszeitraum beträgt 24 Monate, man darf diese Zahlen daher nicht isoliert se hen.“ Aus repräsentativen Umfragen wisse man, dass das Programm bei den Frauen gut bekannt ist. Nun müsse man Frauen vermehrt aktivieren, vor allem in den ri si koreichen Altersgruppen. „Der Wechsel ist kein Grund, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.“

Seit 2014 erhalten alle so zialversicherten Frauen zwischen 45 und 69 Jahren automatisch ein Einladungsschreiben, mit dem sie unkompliziert einen Termin bei einem Radiologen in ihrer Nähe vereinbaren können. „Das österreichische Früherkennungsprogramm gewährleistet eine flächendeckende Versorgung mit den höchsten Qualitätsstandards“, betont Resch.

Kritik berücksichtigt

Rund um die Einführung üb ten Experten immer wieder Kritik an Teilen des Scree ning-Programms – einiges wurde durch die Erfahrungswerte aus drei Jahren Praxis ausgemerzt. Die Krebshilfe beanstandete etwa, dass die Überweisung durch Fachärzte nur noch in Ausnahmefällen möglich war. „Das ist nun wieder mög lich“, zeigt sich Doris Kiefhaber von der Krebshilfe erfreut. „Dadurch werden auch die Ärzte besser eingebunden“, sagt Resch.

Programm-Leiterin Romana Ruda präzisiert: Seit Jänner 2018 können Gy näkologen und Allgemeinmediziner ihren Patientinnen ein Zuweisungsformu lar mit dem Vermerk „Brustkrebs-Früherkennung erbeten“ ausstellen. Damit sei sichergestellt, dass der zuweisende Arzt ebenfalls den Befund er hält.

Die Einladungsintervalle von 24 Monaten werden beibehalten. Sie entsprechen internationalen Daten und Empfehlungen. Überlegt wird aber, ob es bei Frauen unter 56 Jahren sinnvoll ist, den Zeitraum auf zwölf oder 18 Monate zu verkürzen. Bis zur nächsten vollständigen Evaluierung (2019) soll dazu ein Ergebnis vorliegen.