Wissen/Gesundheit

Birkenzucker: Süßstoff Xylit mit erhöhtem Herzproblem-Risiko verbunden

Xylit verbessert Textur, Feuchtigkeit und Haltbarkeit von Produkten, ohne einen Nachgeschmack wie andere Süßstoffe zu hinterlassen. In der Lebensmittelindustrie wird der Birkenzucker, wie Xylit vielfach auch genannt wird, geschätzt. Beworben wird Xylit oft als "natürlicher Süßstoff", weil er in geringen Mengen auch in Obst oder Gemüse vorkommt und vom Körper produziert werden kann.

Künstliche Süßstoffe wie Xylit werden von Gesundheitsbehörden der USA und auch der Europäischen Union als "Generally Recognized as Safe" (GRAS), "Generell als sicher anerkannt", eingestuft. Ihr Einsatz wird etwa auch für Personen empfohlen, die an Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.

Außerdem soll Xylit einigen Untersuchungen zufolge eine karieshemmende Wirkung haben. Daher wird der Süßstoff nicht nur als Ersatz für Zucker, sondern auch als zusätzliches Mittel gegen Karies vermarktet, etwa als Zusatz von Zahncremes, Lutschtabletten oder Kaugummis.

Xylit mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel verbunden 

Marco Witkowski, Kardiologe an der DHZC-Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Charité-Campus Benjamin Franklin, hat während eines mehrjährigen Forschungsaufenthalts an der Cleveland Clinic in Ohio, USA, untersucht, ob der Konsum von Xylit das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und für Schlaganfälle erhöht.

Dazu wurden zunächst Blutproben von insgesamt mehr als 3.300 Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten analysiert. Diese Personen wurden daraufhin über einen Zeitraum von drei Jahren beobachtet. In diesem Zeitraum kam es bei Betroffenen mit hohen Xylit-Konzentrationen im Blut signifikant häufiger zu Schlaganfällen, sogenannten "kardialen Ereignissen" wie einem Herzinfarkt oder zu einem Todesfall.

Dieser Zusammenhang konnte weiter erhärtet werden: In Laborversuchen wie auch bei Tests mit gesunden Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern zeigte sich, dass Xylit die Reaktivität von Blutplättchen erhöht, was die Bildung von Blutgerinnseln fördert und somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern kann.

Konkret wurde festgestellt, dass das Risiko für schwerwiegende kardiale Ereignisse bei erhöhten Xylit-Werten im Blut um 57 Prozent erhöht war.

Bereits 2023 hatte Witkowski in einer von der Cleveland Clinic geleiteten Studie in Zusammenarbeit mit dem DHZC im Magazin Nature Medicine gezeigt, dass der Süßstoff Erythrit ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden ist. Die neuen Ergebnisse verdeutlichen die möglichen Risiken der Gruppe der Zuckeralkohole, zu denen unter anderem Xylit und Erythrit gehören.

Konsum überdenken

"Unsere Forschung weist auf mögliche Risiken von Xylit hin und zeigt, dass Süßstoffe nicht unbedingt die harmlose Zuckeralternative sind, für die sie oft gehalten werden. Besonders bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken könnte der Konsum von Xylit zusätzliche Gesundheitsgefahren bergen", wird Witkowski in einer Aussendung zitiert. "Es ist wichtig, dass Verbraucher sich dieser Risiken bewusst sind und ihren Konsum dieser Süßstoffe überdenken. Bei Unsicherheiten sollten sie sich an ihren Arzt oder Ernährungsberater wenden."

Angesichts der verbreiteten Verwendung von Xylit in Lebensmitteln und Zahnpflegeprodukten halten es die Autorinnen und Autoren für wichtig, die potenziellen Gesundheitsrisiken weiter zu untersuchen.

Die Studie ist jetzt im European Heart Journal erschienen und kann hier nachgelesen werden.