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Ist Salz doch nicht so ungesund?

Wie viel Salz gesund ist, beschäftigt Mediziner seit Jahren. Zu viel erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und beeinträchtigt die Nierenfunktion. Kürzlich fanden deutsche und amerikanische Forscher aber Hinweise, dass ein hoher Salzkonsum nützen könnte.

Das Team der Universitäten Berlin und Nashville untersuchte dabei genauer, warum der menschliche Organismus überschüssiges Salz in der Haut speichern kann. Dass Kochsalz die Zahl der Immunzellen stark erhöht, ist schon länger bekannt. Mit modernsten bildgebenden Verfahren entdeckten die Forscher jetzt bei Patienten mit bakterieller Hautinfektion eine besonders hohe Salzkonzentration rund um die Wunde. Diese ging beim Einsatz von Antibiotika zurück.

In weiteren Laborversuchen mit Fresszellen aus dem Immunsystem von Mäusen stellten sie fest, dass die Zellen in hoher Salzkonzentration mehr bakterientötende Substanzen ausschütteten als andere. Daraufhin erhielt ein Teil der Test-Mäuse besonders salzreiche Nahrung. Mit dem Ergebnis, dass bei diesen Tieren eine wesentlich bessere Wundheilung ersichtlich war. In der Zeitschrift Cell Metabolism warnt Jonathan Jantsch, einer der Studienautoren, aber vor falschen Schlüssen. "Die Risiken überwiegen den Nutzen." Die Studie eröffne zwar einen neuen Blickwinkel. Wer zu viel Salz zu sich nehme, erhöhe aber weiterhin sein Risiko für Her-Kreislauferkrankungen.

Mechanismen aktiviert

Das betont auch Univ.-Prof. Kurt Widhalm, Leiter des Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin. "Über die Niere werden bei zu viel Salz Mechanismen aktiviert, die Peptide ausschütten. Das erhöht den Blutdruck, beeinträchtigt die Gefäße und kann damit die Sterblichkeit erhöhen." Darüber lägen ausreichend wissenschaftliche Beweise und Studien vor.

Dennoch profitiert nicht jeder von einer Salz-Reduktion. Laut Untersuchungen des kanadischen Internisten Salim Yusuf (McMaster University Hamilton) kann auch zu geringer Salzkonsum das Schlaganfallrisiko erhöhen. Er arbeitete an der sogenannten PURE-Studie mit, in der Daten von fast 102.000 Teilnehmern aus 19 Ländern untersucht wurden. Das höchste Risiko hatten zwar jene, die mehr als sechs Gramm Salz täglich zu sich nahmen. Eine erhöhte Schlaganfallrate verzeichnete man aber auch bei Menschen, die weniger als drei Gramm Salz täglich aßen. Man vermutet, dass bei geringem Salzkonsum bestimmte Hormone ausgeschüttet werden, die ebenso den Blutdruck erhöhen. "Es gibt Menschen, die derart reagieren", betont Widhalm.

Im Alltag sollte man sich lieber an die Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften halten, rät der Experte. "Man darf sich nie auf einen Faktor alleine beschränken. Für eine Verbesserung der Gesundheit braucht es immer eine Gesamtheit der Maßnahmen. Da gehört Bewegung ebenso dazu."

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