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Fünfer im Semesterzeugnis: So können Eltern helfen

In Mathematik ein Fünfer, in Deutsch ein Vierer und in Englisch „nur“ ein Dreier. Da sind oft auch Eltern mit ihrem Latein am Ende. Viele Eltern und Erziehungsberechtigte reagieren auf ein schlechtes Zeugnis mit Enttäuschung, Vorwürfen und „Konsequenzen“. Katastrophenstimmung und Ratlosigkeit machen sich breit. Doch gerade jetzt ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren. Ein schlechtes Semesterzeugnis ist kein Weltuntergang.

„Bei Rat auf Draht ist rund um die Zeugnisverteilung immer besonders viel los. Viele Kinder und Jugendliche, die sich bei Rat auf Draht melden, fürchten sich vor der Reaktion ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten. Einige trauen sich mit einem schlechten Zeugnis nicht nach Hause und haben Angst vor den möglichen negativen Konsequenzen oder Strafen“, sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.

Was aber nun konkret tun, wenn der Nachwuchs mit einem Zeugnis voller schlechter Noten nach Hause kommt? Hier acht Tipps, wie man reagieren sollte, damit das Kind gefördert wird:

1. Erholungsphasen sind wichtig
Ferien sind Ferien. Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, eine Auszeit vom Schulalltag zu nehmen. Ein Schuljahr ist anstrengend, egal, ob man es positiv oder negativ abschließt. Erholung ist wichtig – auch, weil man ohne Entspannung nicht optimal lernen kann. 

2. Ursachen finden und Plan machen
Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nach den Ursachen für das schlechte Abschneiden. Liegt es am Stoff, am Verständnis, an der Zeiteinteilung beim Lernen, an Konzentrationsproblemen, oder an zu vielen anderen Aktivitäten? Sprechen Sie darüber, was Sie ändern können. Erstellen Sie gemeinsam einen Plan, bei dem Sie realistische Ziele mit fixen Lernzeiten und auch Lernbereichen festlegen. Das gibt dem Kind Halt und das Ziel rückt in greifbare Nähe. Oft ist es auch sinnvoll, sich Hilfe zu holen. Das können Mitschüler, Verwandte oder Freunde sein. Eventuell kann auch Nachhilfe helfen.  

3. In Kontakt bleiben
Stellen Sie Ihre Enttäuschung und Ihren Ärger nicht in den Vordergrund. Kinder und Jugendliche sind über ihre schlechte Leistung ohnehin unzufrieden. Sie brauchen gerade jetzt die Gewissheit, dass ihre Eltern sie trotz schlechter Noten lieben. Deswegen: Reagieren Sie nicht mit Schweigen oder Abweisung - jetzt ist es besonders wichtig, mit Ihrem Kind in Kontakt zu bleiben!

4. Positives hervorstreichen
Wenn Sie sich über schlechte Noten ärgern, ist das normal. Dennoch: Ihre Reaktion sollte dem Kind nicht vermitteln, dass es nichts kann und nichts aus ihm wird. Das verletzt Ihr Kind und die Motivation sinkt weiter. Deswegen: Würdigen Sie die guten Leistungen, bevor Sie über die schlechten Noten sprechen. Hat Ihr Kind besondere Stärken in einigen Fächern oder hat es sich in einem Fach verbessert, kann Lob sein Selbstbewusstsein stärken.

5. Hausarrest und Strafen sind kontraproduktiv!
Wenn Sie Ihr Kind bestrafen, oder Hobbys streichen, verschlimmern Sie die Situation. Denn: Wenn sich Kinder bei Freizeitaktivitäten mit Leidenschaft engagieren, und dort Erfolgserlebnisse haben, stärkt das ihr Selbstbewusstsein. Nehmen Sie das Ihrem Kind nicht weg. Gerade bei schulischen Problemen brauchen Kinder Erfolgserlebnisse außerhalb der Schule. Ein Sieg mit der Fußballmannschaft oder dem Volleyball-Team stärkt Ihr Kind!

6. Zeigen Sie Ihrem Kind, was Zeugnisse nicht zeigen
Ein Zeugnis zeigt den aktuellen Stand in jedem Schulfach im vergangenen Semester bzw. Schuljahr. Es sagt nichts über die Intelligenz aus. Es zeigt auch nicht, wie sich ein Kind entwickelt hat, ob es Krisen gab, oder Liebeskummer. Es zeigt auch nicht, ob sich Ihr Kind in der Klasse wohl fühlt und gerne in die Schule geht. Sagen Sie Ihrem Kind, welche wertvollen Fähigkeiten und Begabungen es hat, die das Zeugnis nicht zeigt! Vielleicht ist es besonders hilfsbereit oder es findet kreative Lösungen bei Problemen.

7. Gute Noten = Toller Job?
Gute Noten gelten als wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Doch ein gutes Zeugnis ist keineswegs ein Gradmesser für Erfolg und Glück im Leben. Weder führt ein tolles Zeugnis zum Traumberuf, noch bedeutet ein schlechtes Zeugnis Misserfolg im Leben. Wer kennt nicht das Erstaunen beim Klassentreffen, wenn ausgerechnet der frühere Klassenbeste gerade arbeitslos ist? Oder wenn sich der Klassenkamerad mit den schlechtesten Noten erfolgreich selbstständig gemacht hat?

8. Klasse wiederholen als Chance sehen
Machen Sie sich und Ihrem Kind klar: Die Klasse zu wiederholen, ist auch eine Chance. Vielen Kindern und Jugendlichen tut es mitunter gut, eine Klasse zu wiederholen. Im ersten Moment ist der Gedanke schrecklich: Die Scham, nicht gut genug gewesen zu sein, die Angst, sich auf eine neue Klassengemeinschaft und neue Lehrer einstellen zu müssen. Aber eine Klassenwiederholung kann dem Kind auch helfen. Es hat den Stoff schon gehört und kann bessere Noten schreiben. Somit kann es vielleicht zum ersten Mal Erfolge erzielen, die ihm bisher versagt geblieben sind. 

Professionelle Hilfe unter 147 

Wenn es aufgrund des schlechten Semesterzeugnisses trotzdem zu Schwierigkeiten  kommt oder die Situation eskaliert, Rat auf Draht ist auch in den Ferien unter 147 rund um die Uhr aus ganz Österreich erreichbar! Der Anruf kostet nichts und ist anonym.

Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf vorwiegend über Spenden finanziert.