Allergieauslöser entdeckt
Von Ernst Mauritz
"25 Jahre forsche ich in dem Bereich, aber erst jetzt kann ich sagen: Ich kenne den allerersten Schritt bei der Entstehung einer Allergie." Das sagt jetzt – nicht ohne Stolz – Univ.-Prof. Erika Jensen-Jarolim, Leiterin der Abteilung für Komparative Medizin am Messerli Forschungsinstitut in Wien (einer gemeinsamen Einrichtung der Vetmeduni Vienna, der MedUni Wien und der Uni Wien).
Gestörte Balance
Verschärfte Umweltbedingungen für die Birken (z. B. in Städten) könnten der Grund dafür sein, dass dieses Protein heute seltener als früher mit Eisen beladen ist. So könnten andere Metallpartikel wie etwa Aluminium – z. B. aus Luftschadstoffen – das Eisen von seinen Bindungsstellen an dem Protein verdrängen und seinen Platz einnehmen. "Aber das muss erst eindeutig belegt werden."
Auch bei Kuhmilch
Auch bei einem Eiweiß aus der Kuhmilch konnten die Forscher nachweisen: Es führt nur dann zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, wenn es kein Eisen gebunden hat. Und auch hier könnte das Eisen öfter als früher von anderen Metallen verdrängt werden. Jensen-Jarolim: "Soja etwa nimmt aus dem Boden viele sogenannte dreiwertige Metallionen, wie etwa Aluminium, auf. Durch die vermehrte Ernährung der Kühe mit Soja könnten untypische Metallionen in ihren Körper eingeschleust werden und das Eisen verdrängen." Theoretisch könnte dies die Häufigkeit echter Milcheiweißallergien erhöhen.
Die neue Erkenntnis könnte weitreichende praktische Folgen haben: "Möglicherweise könnte auch Eisenmangel im Körper ein Risikofaktor für eine Allergieentstehung sein – weil sich dadurch eben jene Zellen des Immunsystems, die eine Allergieentstehung begünstigen, besser entwickeln. Aber auch hier sind weitere Studien notwendig, um das zu erhärten."
Auch die derzeit recht aufwendige Immuntherapie von Allergikern könnte verbessert werden. Dabei werden den Patienten Moleküle wie "Bet v 1" in steigender Dosierung injiziert, damit sich das Immunsystem daran gewöhnt. "Würde man diese Moleküle gezielt mit Eisen beladen, könnte man einen besseren Effekt erzielen. Die Therapie, die heute noch zwei bis vier Jahre dauert, könnte möglicherweise deutlich verkürzt werden."