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Flott in ein längeres Leben gehen

10 Minuten für zwei Jahre: Wer täglich rund zehn Minuten zügig geht, steigert seine Lebenserwartung im Schnitt um 1,8 Jahre – egal, ob über- oder normalgewichtig. Und wer täglich eine halbe Stunde schafft, kann sich auf ein drei Jahre längeres Lebens freuen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie, für die US- und skandinavische Forscher Daten aus Untersuchungen mit mehr als 650.000 Teilnehmern im Alter von 21 bis 90 Jahren analysiert haben.

Das Aufsehenerregende: Selbst leichte Bewegung verlängert das Leben. „Diese Ergebnisse könnten inaktive Menschen davon überzeugen, dass auch mäßige körperliche Aktivität Vorteile für ihre Gesundheit bringt – sogar dann, wenn sie nicht zum Gewichtsverlust führt“, schreiben die Studienautoren um Steven C. Moore vom Nationalen Krebsinstitut in Bethesda, USA. Menschen, die Normalgewicht hatten, sich aber kaum bewegten, starben im Schnitt 3,1 Jahre früher als aktive Dicke. Wer aber stark übergewichtig und ein Bewegungsmuffel war, hatte ein um mehr als sieben Jahre kürzeres Leben.

Diabetes

„Mit 150 Minuten Bewegung pro Woche und einer Gewichtsabnahme von drei bis vier Kilogramm reduziert sich das Diabetes-Risiko über eine Beobachtungszeit von drei Jahren um 60 Prozent“, so der Diabetologe Univ.-Prof. Bernhard Ludvik, Präsident der Diabetes Initiative Österreich anlässlich des Welt-Diabetes-Tages (14. 11.). In Österreich sei mit einem deutlichen weiteren Anstieg der Diabetes-Häufigkeit (siehe Grafik) zu rechnen – Übergewicht und Bewegungsmangel sind Hauptrisikofaktoren. „Zwölf Prozent des Gesundheitsbudgets werden bereits für die Behandlung und Prävention von Diabetes ausgegeben – das sind 2,37 Milliarden Euro. Die indirekten Kosten wie frühzeitige Pensionierungen sind da noch nicht eingerechnet.“

Auch geringe Bildung und ein Mangel an sozialer Unterstützung spielen bei Diabetes eine große Rolle, sagt Univ.-Prof. Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin der MedUni Wien. „Frauen mit Pflichtschulabschluss haben im Vergleich zu Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu leiden.“ Kinder aus sozial schwachen Gruppen haben als Erwachsene ein um 50 Prozent höheres Risiko für Diabetes.

Doch auch ein hohes Bildungsniveau bedeutet nicht automatisch einen gesunden Lebensstil, sagt Sportwissenschaftler Christian Lackinger von der Sportunion: In einer Studie mit Schrittzählern legten gut ausgebildete Angestellte im Schnitt täglich nur 3000 bis 6000 Schritte zurück: „Das ist tendenziell zu wenig, deswegen hat auch das Gewicht der Teilnehmer über die Jahre zugenommen.“ Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 10.000 Schritte pro Tag.

Die Diabetes-Zunahme ist nicht allein mit Übergewicht erklärbar. Wer zu wenig schläft, bringt seinen Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht – und muss mit einer Gewichtszunahme rechnen. Sharon M. Nickols-Richardson von der Pennsylvania State University in den USA hat untersucht, wie Schlafentzug das Zusammenspiel der Hormone beeinträchtigt: Das appetitanregende Ghrelin und das appetitzügelnde Leptin sind dann nicht mehr in der Balance. Menschen, die nur vier oder fünf Stunden schlafen, haben weniger Leptin im Blut. Dadurch aber steigt ihr Appetit. Ob das bei einem einmaligen Schlafentzug relevant ist, weiß man noch nicht. Belegt ist jetzt allerdings, dass Menschen, die regelmäßig weniger als sechs Stunden schlafen, zu Übergewicht neigen

Andere Ursachen

„Ausgewogene Ernährung und Bewegung sind zwar wichtig für die Diabetes-Prävention“, betont Prof. Andreas Fritsche von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). Es gebe aber auch Menschen, die nicht übergewichtig sind und trotzdem an Typ-2-Diabetes erkranken. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse würden darauf hindeuten, dass unter anderem die Art und die Verteilung des Körperfetts, die Leber, genetisch Merkmale und eine verminderte Insulinwirkung die Entstehung von Diabetes stark beeinflussen. Um weitere Risikofaktoren zu erkennen, sei es wichtig, die Forschung auf dem Gebiet zu intensivieren.