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Filmstar als Vorbild: Der "Angelina Effekt" wirkt

Die Angst, dass der Krebs in den Genen liegt – damit ist Medizinerin Marianne Bernhart, verantwortlich für das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, oft konfrontiert: „Tritt in einer Familie ein Brustkrebsfall auf, sind enge Verwandte oft verunsichert, ob ihr Erkrankungsrisiko aus erblichen Gründen jetzt erhöht ist. Meistens können wir aber relativ rasch entwarnen.“

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Der offene Umgang von US-Schauspielerin Angelina Jolie mit diesem Thema (sie hatte sich beide Brüste entfernen lassen) vor mehr als zwei Jahren hat das Bewusstsein für ein genetisch-bedingtes erhöhtes Brustkrebsrisiko stark steigen lassen – das bestätigt auch eine neue Studie der MedUni Graz (Klinische Abt. für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie). 20,5 Prozent der Teilnehmerinnen einer Befragung gaben an, dass die mediale Berichterstattung über Jolies Entscheidung der Grund dafür war, sich mit dem Thema Brustkrebs intensiver auseinanderzusetzen.

Genaue Kriterien

"Wir haben jetzt die Kriterien, wann ein erhöhtes und wann ein moderates Brustkrebsrisiko vorliegt, neu zusammengestellt", sagt Bernhard. Um das Risiko feszustellen, ist genau definiert, wie viele Brustkrebsfälle in welchem Alter in einer Familie vorgekommen sein müssen – davon hängt ab, ob eine genetische Beratung nötig ist (siehe Grafik). Bernhard: "Andere Krebserkrankungen in einer Familie außer Brust- oder Eierstockkrebs spielen hier keine Rolle." In fünf bis zehn Prozent aller Fälle von Brust- und Eierstockkrebs sind familiäre, vererbbare Veränderungen Ursache der Erkrankung.

Neue Therapie

Bis vor Kurzem diente die genetische Testung ausschließlich dazu, Frauen mit einer BRCA-Mutation zu identifizieren und ihnen eine auf sie abgestimmte, engmaschige Form der Früherkennung (u.a. durch eine regelmäßige Magnetresonanztomografie, Mammografie jährlich statt alle zwei Jahre) zu ermöglichen bzw. vorbeugende Operationen anzudenken. "Wir bieten jetzt aber auch allen Frauen mit einer ganz bestimmten Brustkrebsform – dem triple negativen Brustkrebs – diesen Test an", sagt Univ.-Prof. Christian Singer, Leiter des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs an der MedUni Wien. Denn bis zu 20 Prozent der von dieser aggressiven Brustkrebsform betroffenen Frauen weisen ebenfalls eine BRCA-Mutation auf: "Und sie bekommen im Rahmen von Studien eine neue zielgerichtete Therapie mit einem Medikament, von dem wir uns sehr viel versprechen."

Deutlich mehr Tests

Bei Patientinnen mit Eierstockkrebs, die eine solche Mutation besitzen, ist der Erfolg bereits nachgewiesen: "Deshalb zahlen die Krankenkassen jetzt den Test auch für Eierstockkrebs-Patientinnen", so Singer. 80 Krebsberatungsstellen (Kliniken, Ordinationen) aus ganz Österreich schicken Blutproben zur Testung an die Klinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien / AKH Wien. Durch die neuen Erkenntnisse "führen wir derzeit fünf Mal so viele Tests durch wie bisher", so Singer. Die zentrale Durchführung dieser Tests und der leichte Zugang hätten Modellcharakter.

Brustgesundheitstag am 2.10.

Expertinnen und Experten der Brustgesundheit an der Uni-Klinik für Frauenheilkunde des AKH Wien und des Brustgesundheitszentrums Wien informieren am Freitag, 2.10., von 15 bis 19.30 Uhr in den Wiener Sophiensälen (1030, Marxergasse 17) über Brustkrebs generell, Präventionsmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten.

Anmeldung

Der Eintritt ist frei, Anmeldung per eMail an anmeldung@brustgesundheitstag.at. Detailliertes Programm und weitere Informationen unter www.brustgesundheitstag.at.

Buchtipp

Christine Fischer, Mitten im Leben. Wie es mir gelang, meinen Brustkrebs zu bewältigen, kneipp verlag, 160 Seiten, 17,99 Euro.

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